18. März 1965: Bauern ackern auf neuen Fluren

18.3.2015, 07:00 Uhr
18. März 1965: Bauern ackern auf neuen Fluren

© Gerardi

Wie mit dem Lineal gezogen, liegen im Nürnberger Gemüsegarten die Felder in der warmen Märzsonne und warten auf ihre Bestellung. Die Bauern sind mit dem neuen Land zufrieden. Einige beweisen sogar noch mehr Wagemut. Sie siedeln aus. Schon entsteht nördlich von Schniegling der erste neue Hof. Niemand freut sich über die gelungene Operation mehr als Heinrich Ermann, der Direktor des Mittelfränkischen Bauernverbandes. Er hat verhandelt, gebettelt, ermutigt, beruhigt, geschimpft und doch stets das rechte Wort gefunden. „Von jedem, das wissen wir schon, wird das beste Äckerchen erwischt“, rief er einmal im Bammes-Saal den Bäuerinnen zu und ermahnte sie, ihre Männer zur Besonnenheit anzuhalten.

18. März 1965: Bauern ackern auf neuen Fluren

© Ulrich

Jetzt jubelt er. „Im letzten halben Jahr hat sich viel getan. Die Flurbereinigung als erste Maßnahme der Strukturverbesserung ist abgeschlossen“. Kurzum: die 200 Hektar des Knoblauchslandes, die von der Flurbereinigung erfaßt worden waren, haben ein schönes, ebenmäßiges Gesicht erhalten. Dabei hat die schwierige Operation nicht mehr als vier Jahre gedauert.

1961 begann der Eingriff, die ersten zwei Jahre vergingen mit der Bestandsaufnahme und der Bodenschätzung, damit jeder Bauer wieder zu dem kam, was sein früherer Besitz wert gewesen war. „So ein Verfahren findet man in Bayern nicht mehr“, behauptet Heinrich Ermann zum Schnellzugtempo bei der Neuordnung des Bodens. Glücklicherweise erfolgte die neue Einteilung der Flur – als „Christkindl“ für die Betroffenen – noch vor den Weihnachtsfeiertagen. Die Bauern können deshalb jetzt ohne Unterbrechung die neuen Felder bewirtschaften.

Allerdings prophezeit der BBV-Direktor Anlaufschwierigkeiten auf dem Boden, den der Bauer nicht kennt. „Im ersten Jahr erreicht man den guten Kulturstand leider nicht“, meint er. Die Bewohner des Knoblauchslandes lassen sich davon nicht beeindrucken. Die Zeit drängt. Die in den Gewächshäusern groß gewordenen Pflanzen – am Kohlrabi bemerkte Heinrich Ermann schon die ersten „Knöbberle“ – müssen ins Freie.

Vier Millionen ausgegeben

Deshalb war gestern der erste Pflanztag auf dem immer noch grundlosen Gemüseland. Die ersten Salatsprößlinge wärmen sich in der Frühlingssonne. Aus der Neuordnung des Bodens zog auch der Wasserverband Konsequenzen. Die stationären Rohrleitungen, die bisher nur zu 60 Prozent vorhanden waren, werden vervollständigt. „Bis Mitte Mai soll alles hundertprozentig laufen“, versichert Baurat Hans Kersten vom Wasserwirtschaftsamt. Die Bauern tun ein übriges, um diesen Termin einzuhalten. Trotz Frost und Schnee hoben sie die Gräben aus, in denen die Wasserrohre – aus Stahl oder Kunststoff – verlegt werden. Sie lassen sich auch jetzt nicht entmutigen, wenn sie im nassen Boden nur unter großen Schwierigkeiten vorankommen.

Insgesamt hat der Verband für die Wasserversorgung des Knoblauchslandes vier Millionen Mark ausgegeben. Alle 34 Beregnungsanlagen sind fertig, nachdem auch jene in Ronhof in Betrieb genommen wurde und eine zweite erst im Herbst lief, weil sie vorher nicht mit Strom versorgt werden konnte. Nachdem auch die Beregnungsflächen so festgelegt wurden, daß auch der hinterste Winkel im heißen Sommer mit dem kühlen Naß besprüht werden kann, präsentiert sich vor den Toren der Stadt ein mustergültiger Gemüsegarten, in dem so geschätzte Dinge wie Spargel, Kopfsalat und Blumenkohl gedeihen. Und das mindestens in den nächsten 25 Jahren!

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