18. November 1966: Ärger für Autofahrer

18.11.2016, 07:00 Uhr
18. November 1966: Ärger für Autofahrer

© Gerardi

Geschäftsleute wie Kunden des Zentrums um die Lorenzkirche fragen erbost: „Wann nimmt die Stadt das ganze Haus für sich in Anspruch, das sicherlich mit Steuergeldern gebaut worden ist?“

Der behördliche Griff nach dem Parkraum stößt um so weniger auf Verständnis, als die Etage mit ihrer Einfahrt an der Findelgasse meistens leersteht. Die Geschäftsleute bestreiten der Stadt kurzerhand das Recht, jene Abstellplätze für sich zu beschlagnahmen, für die sie – wie sie glauben – nach dem Buchstaben der Reichsgaragenordnung teures Geld bezahlt haben. „Wir mußten unsere Einstellverpflichtungen mit 30.000 DM abgelten und haben nun doch keine Plätze“, klagt der Leiter einer Firma in allernächster Nähe.

Baureferent Heinz Schmeißner lassen solche Vorwürfe kalt, zumal er sich keiner Schuld bewußt ist. „Wir brauchen den Platz für unsere Dienstfahrzeuge, denn sie können wir nicht im Freien herumstehen lassen!“ sagt er. Das Parkhaus, das im Frühjahr 1962 vollendet worden ist, stelle schließlich keine öffentliche Verkehrsfläche dar, sondern gehöre der Stadt Nürnberg. Auf den 25 Plätzen im ersten Geschoß dürften nicht einmal Beamte ihre eigenen Wagen abstellen. Sie müßten sich wie jeder andere Bürger auch um eine Parkfläche bemühen.

Für die häufige Leere weiß Schmeißner auch zwei gute Gründe: gegenwärtig wird diese Etage noch ein wenig umgebaut (sie bekommt u.a. ein verschließbares Tor)); außerdem müssen die Beamten mit den Dienstwagen öfter einmal wegfahren, um ihren Pflichten nachgehen zu können. Das Wichtigste aber sei, daß die Dienstfahrzeuge nicht Tag und Nacht irgendwo in der Stadt abgestellt werden können.

Die privaten Autofahrer verweist der Baureferent auf das naheliegende Parkhaus in der Adlerstraße, in dem sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zu jeder Zeit Platz finden läßt. Die Geschäftsleute aber macht er darauf aufmerksam, daß sie ihre Zahlung nach der Reichsgaragenordnung nicht für ein bestimmtes Parkhaus entrichtet haben. Die Stadt nehme diese Beträge ein, um sie für Bauten an verschiedenen Stellen einzusetzen.

Die Bürger befürchten dennoch, daß ihre Autos bald auch vom Oberdeck verdrängt werden und die Stadtverwaltung damit die vielgepriesenen Errungenschaft eines Parkhauses von ihrem Geld ganz für sich in Anspruch nimmt.

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