18. Oktober 1965: Täglich neu: die Hilfe am Nächsten

18.10.2015, 07:00 Uhr
18. Oktober 1965: Täglich neu: die Hilfe am Nächsten

© Ulrich

Der Festsaal des Mutterhauses am Berliner Platz war am Samstag voll besetzt. Wie Perlen an einer Schnur nahmen sich die blütenweißen Häubchen der Schwestern aus, als Oberin Gerda Mühlhens die vielen Ehrengäste liebenswürdig begrüßte und darauf hinwies, daß das noch junge Domizil in Nürnberg eines von 49 Töchtern im Verband der Rot-Kreuz-Mutterhäuser sei. In einem Satz zusammengefasst, könne zur Geschichte seit 1940 – damals begann die Arbeit mit 100 Kräften – nur gesagt werden: „Die Schwesternschaft hat es nie leicht gehabt!“

Dank für Kraft und Stärke

Diese Tatsache griff auch Präsident Dr. Ehard auf, nachdem er zugleich im Namen von Ritter von Lex, dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, zum Jubiläum gratuliert hatte. Er erinnerte aber an die Idee Henri Dunants, die eine weltumspannende Gemeinschaft erfaßt und schon viele Früchte durch barmherziges Wirken gezeitigt habe. Nürnbergs Stadtoberhaupt Dr. Andreas Urschlechter, bedankte sich für die gesamte Bürgerschaft bei den Schwestern. Nachdrücklich würdigte er ihre Kraft und Stärke, sich am Beginn eines technischen Zeitalters auf die Linderung der Not einzustellen („der Kranke will heute keine Improvisation, sondern Perfektion!“) und appellierte an alle, die guten Willens sind, zum Samariterdienst selbst beizutragen.

Nach den Segensworten der Geistlichen beider Kirchen, Geistlicher Rat Freitag und Pfarrer Bamessel, versicherte Oberin Henny Thiessen aus Wuppertal, Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Mutterhäuser im Roten Kreuz, „daß das Schiff der Schwesternschaft alle Wogen überwinden wird“, und Generaloberin H. Held von der BRK-Schwesternschaft München („als nahe Verwandte sind wir nun bald zur Großmutter avanciert!“) lobte die kraftvolle Entwicklung der Nürnberger trotz schwerer Bürden im Krieg und in den vielen Jahren danach.

Heute betreuen die Schwestern noch zwölf von ehemals 35 Wirkungsfeldern; die größten sind die Städtischen Krankenanstalten Nürnberg und das Stadt- und Kreiskrankenhaus Kulmbach. Mit Hingabe sind sie außerdem tätig: im mittelfränkischen Blindenheim, in der Blindenanstalt Nürnberg und in der Poliklinik Nürnberg, im Fichtelgebirgs-Sanatorium Bischofsgrün, der Gemeindepflegestation Gefrees/Ofr., beim Werkssanitätsdienst Telefunken Nürnberg und in der Werksärztlichen Untersuchungsstelle Siemens Erlangen.

Bevor der Generalsekretär des DRK, Dr. Anton Schlögel, Bonn, in einem interessanten Vortrag den Werdegang und die Entfaltung des Roten Kreuzes im Wandel der Zeit schilderte, überreichte Präsident Ehard fünf verdienten Frauen das DRK-Ehrenzeichen: Rechtsanwältin Dr. Helene Wenzel, den Oberschwestern Emmi Graßl, Clara Wunderlich und Anni Schneider sowie Schwester Renate Grüner. Nach der musikalisch ausgestalteten Feier ging es für die meisten Schwestern wieder an die Arbeit: die nächste Liebestat wurde vollbracht.

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