18. September 1966: Landung ohne Piloten

18.9.2016, 07:00 Uhr
18. September 1966: Landung ohne Piloten

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"In etwa zwei Jahren werden wir die Voraussetzungen geschaffen haben, daß dieses System in Nürnberg bei jeder Wetterlage angewendet werden kann“, hofft Flugplatz-Pressechef Peter Kreuzer. Dazu zählen vor allem die Verlängerung der Startbahn auf 2.700 Meter, die Erweiterung der Sicherheitszonen im nördlichen Bereich des Flugplatzes, der Einbau von meteorologischen Meßgeräten und einer Spezial-Befeuerungsanlage in der gesamten Piste.

Das automatische Landesystem wurde gestern von der Pan American Airways (PAN AM) mit einer Boeing 727 auf dem Flughafen Berlin-Tegel erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt. Begeistert stellte Direktor Alfred Beuttenmüller fest: "Damit wird die Sicherheit der Passagiere weiter erhöht!" Optimistisch zeigte er sich im Hinblick auf die Flugpreise. "Sie werden nicht heraufgesetzt“, prophezeite er, denn die Kosten von rund 500.000 DM sind in Anbetracht des Boeing-Preises von 19 Millionen DM ein kleiner Fisch."

Das neue Landesystem, das eine Umstellung sämtlicher zehn deutscher Verkehrsflughäfen von der Betriebsstufe I und II erfordert, bestimmt die Sink-Rate, die Geschwindigkeit des Anflugs und den Gleitwinkel des Clippers, wobei die momentane Wetterlage bedeutungslos bleibt. Die Instrumente unterstützen den Piloten insofern, als er nicht die häufigen Kontrollen durchführen muß und nicht laufend die Schubkraft der Düsenstrahltriebwerke während der Landung zu regulieren braucht.

Zu den Ausrüstungsanlagen des automatischen Landesystems an Bord der Boeing 727 zählen: eine vollautomatische Kurssteuerungsanlage, ein doppeltes Flugleitsystem, ein Computer mit Leuchtzeichen, ein automatisches Drosselsystem und ein doppelter Radiohöhenmesser. Das System kontrolliert sich laufend. Sollte es nicht richtig arbeiten oder sollte sich ein Fehler während des Anfluges einschleichen, so schaltet sich der "automatische Pilot“ selbständig aus.

Er bestimmt auch nach den Leitstrahlangaben den Neigungswinkel des Flugzeuges, das auf dem Bodenleitstrahl bis zur Piste "reitet“. Doch letztlich entscheidet der Mann im Cockpit. Er kontrolliert und beobachtet aufgrund der Instrumentenangaben das automatische Landesystem. Zu jeder Zeit kann er es abschalten und die Maschine wieder selbst steuern.

"Nie zuvor hatte der Pilot so viele Möglichkeiten, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, meint "PAN AM“-Direktor Alfred Beuttenmüller. Und: "Verspätungen und Flugzeugumleitungen können jetzt erheblich eingeschränkt werden.“

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