2. August 1966: Vierbeiner müssen in „Urlaub“

2.8.2016, 07:00 Uhr
2. August 1966: Vierbeiner müssen in „Urlaub“

© Kammler

Die wenigen „Hunde-Hotels“ in und um Nürnberg können über bellende Gäste nicht klagen; sie sind gut besetzt, und wer seinen kleinen oder großen Schlawiner nicht rechtzeitig anmeldet, bekommt keine Box mehr für ihn. Dann ist guter Rat teuer.

Das Heim des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth und Umgebung e. V. an der Sophienstraße nimmt zu den fünf Kerlchen, die ihre Ferien gegenwärtig dort absitzen, noch weitere auf – vorausgesetzt, daß sie (innerhalb der letzten zwei Jahre) gegen Staupe geimpft worden sind. Das Impfzeugnis muß andererseits mindestens drei Wochen alt sein, ehe „Hasso“ und Konsorten ihr Ausweichquartier erhalten.

2. August 1966: Vierbeiner müssen in „Urlaub“

© Kammler

Daß der Platz in diesem Heim allgemein knapp ist, hat seinen besonderen Grund: 14 Zwinger beherbergen herrenlose Hunde, meist Bastarde, aber mit seelenvollem G´schau, und weitere vier bis fünf werden ständig für andere Leidgenossen freigehalten – für solche, die ausgerissen und für jene, die schlankweg auf die Straße gejagt worden sind, weil die Besitzer ihrer überdrüssig waren. Bis zu zehn Tagen bleiben sie im Asyl, und wenn sich bis dahin niemand gemeldet hat, der Eigentumsansprüche geltend machen kann, dann erst dürfen sie an ein neues und gutes „Herrchen“ vermittelt werden.

Liebe zum Vierbeiner

Tierwärter Adolf Langer, der mit seiner Frau Anni bereits im zehnten Jahr hier schier pausenlos Dienst tut, hat nicht nur ein gerüttelt Maß Arbeit mit den Hunden, sondern auch mit den Menschen: beim Rundgang um die Boxen entdecken sie meist ihre Liebe für jenen Vierbeiner, der hier lediglich „Urlaub macht“, und von den anderen wollen sie nichts wissen. Dabei gibt es unter den herrenlosen Hunden etliche, die man sofort entführen möchte.

Schlimmer steht´s noch um die 36 Schmeichelkätzchen, so weiß, wie´s weißer nicht geht, gefleckt und pechschwarz, denn sie, die täglich acht Liter Milch verschleckern, will so gut wie niemand haben. Sie räkeln sich auf den Brettern in den Freigehegen oder schauen erstaunt durch die vergitterten Fenster, wenn sich jemand nähert. Aber die meisten Besucher wenden ihnen doch den Rücken zu und begutachten die Hunde.

Bei dem bald 80jährigen ehemaligen „Schwolli“ und Polizeiwachtmeister Christian Müller, der schon seit 1924 auf einem früheren Ackergelände in der Lerchenstraße 52 mit seinem Zwinger residiert, ist das anders: hier haben nur die bellenden Gesellen ihr Reich.Sie kommen als „Kosthunde“ aus ganz Nordbayern – feine Rassen, wie der Kleinpudel „Buschi“, der Hirtenhund „Ringo“ (Urlaubshund von Photo-Porst jr.), ein Collie (freilich „Lassy“ mit Namen), Bernhardiner, echte Schäfer und Dobermänner. Manche unter den 20 stattlichen Burschen gelten im Revier des Polizeihundeführers a. D. als „Stammgäste“; sie kommen alle Jahre zur Ferienzeit wieder.

„Es wird Zeit, daß wir endlich zu unserem neuen Tierheim mit einer großen Anzahl an wetterfesten Zwingern kommen!“, sagt der Leiter der Tierschutzvereins in Fürth, Josef Deuber. Das Grundstück in der Gegend von Schniegling ist bereits ausgemacht. Aber bis gebaut wird, mag es noch manches wehleidige „Wau-Wau“ und „Miau“ geben…

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