2. November 1965: Stadt zog Massen an

2.11.2015, 07:00 Uhr
2. November 1965: Stadt zog Massen an

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Trotz der lobenswerten Umsicht und Toleranz der meisten Kraftfahrer ereigneten sich zwölf Unfälle, bei denen 30 Personen verletzt wurden. Die Großstadt hatte die vielen tausend Kauflustigen aus den katholischen Teilen Frankens und der Oberpfalz angezogen. In neuen Kleidern und mit frischerstandenen Gebrauchsgegenständen fuhren sie wieder nach Hause, wo 24 Stunden lang Sonntag war.

Bereits um acht Uhr schoben sich im Schrittempo dichte Autokolonnen in Zweierreihen durch die Innenstadt und verstopften die Straßen. Von der Stadtgrenze Nürnberg-Fürth bis zum Plärrer benötigte der Autofahrer beispielsweise eine volle Stunde. Wer am Steuer seines Wagens vom Marientunnel bis zur Lorenzkirche wollte, mußte 15 bis 20 Minuten einkalkulieren. Und vom Plärrer über die Ludwigstraße – Karolinenstraße – Königstraße zum Bauhof hatte man gut und gerne 40 Minuten zu fahren. „Eine Katastrophe“, schimpften die Kraftfahrer, waren im allgemeinen jedoch recht verträglich.

Die Parkplätze konnten kaum mehr ein Auto aufnehmen. Sie waren überfüllt. Und auch die Parkhäuser gaben mehr Kraftfahrzeugen als ansonsten Obdach. Kluge Kfz-Besitzer ließen ihr Gefährt mit dem sie aus Schwabach, Forchheim, Neumarkt, Scheinfeld oder sogar aus dem Donauraum gekommen waren, am Stadtrand stehen und benützten die Straßenbahn.

Doch auch die hatte unter dem Kfz-Verkehr zu leiden. Am Südfriedhof krachte es sogar ganz erheblich, als zwei Straßenbahnzüge der Linie 8 und 14 aufeinanderprallten, weil beide nahe hintereinander gefahren waren und die „Achter“ plötzlich noch einmal halten mußte. 20 Fahrgäste erlitten Prellungen und Hautabschürfungen. Sie waren durch die Erschütterung gestürzt. Drei Personen mußten zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. An beiden Straßenbahnzügen entstand hoher Schaden, da die Fahrgestelle gestaucht wurden. Kaputtes Blech en masse gab es auch im Marientunnel, wo drei Personenwagen aufeinanderprallten.

Erst spät nach Einbruch der Dunkelheit konnten die geplagten Nürnberger Kraftfahrer wieder aufschnaufen: die „Gäste für einen Tag“ aus der Umgebung hatten die Stadt verlassen.

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