2. November 1966: Kreuzungen verstopft

2.11.2016, 07:00 Uhr
2. November 1966: Kreuzungen verstopft

© Gerardi

Nur mit einem Großaufgebot von Polizeibeamten war es überhaupt möglich, die endlosen Fahrzeugschlangen schlecht und recht über verstopfte Kreuzungen zu schleusen. Erst am späten Abend konnte der stellvertretende Leiter der Schutzpolizei aufatmen. „Wir haben es geschafft“, meinte Oberamtmann Emil Ostertag erleichtert, „jetzt fließt der Verkehr wieder.“

2. November 1966: Kreuzungen verstopft

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Die Strategen im Polizeipräsidium hatten sichtlich Mühe, einen klaren Blick in dem „G‘werch“ von Lack und Blech zu behalten. Während frühmorgens noch kaum Engpässe auftraten, setzte gegen 10 Uhr schlagartig der Verkehr ein. In langen Schlangen wälzten sich Wagen aus Bamberg, Hilpoltstein, Schwandorf, Weiden, Amberg, Marktredwitz, Wunsiedel, Eschenbach und Schwabach durch die Stadt. Die Folge: bereits eine Stunde später waren alle Parkhäuser in der Innenstadt belegt. Manche Autofahrer resignierten ob der drangvollen Enge und fuhren postwendend wieder nach Hause.

Sie erlebten das Tohuwabohu nicht mehr, das sich am Nachmittag abspielte, als der Berufsverkehr einsetzte. Der Ring war hoffnungslos verstopft, und selbst bis zum Maxfeld und zum Berliner Platz bildete sich ein Rückstau. Das gleiche Bild bot sich am Plärrer, wo die Autofahrer lange Wartezeiten in Kauf nehmen mußten. Noch weit über die Obere Kanalstraße hinaus reihte sich ein Fahrzeug hinter das andere. Das Sterntor erwies sich dabei als „wunder Punkt“. Meter um Meter quälten sich die Fahrer aus Richtung Hallplatz zur Vorderen Sterngasse, wo eine große Baustelle den Autostrom in eine Spur zwängte.

„Das ist natürlich für den Verkehr zu wenig, der auf diesem Weg die Stadt verlassen muß“, resümiert Oberamtmann Ostertag. Ebenso wie Amtmann Richard Kleinschnitz, der Leiter der Verkehrsstreifengruppe, hat er eine enorme Zunahme des Verkehrs am Ring festgestellt, seit die neue Einbahnregelung in der Innenstadt in Kraft ist. „Viele meiden jetzt die Altstadt und benutzen nicht mehr altvertraute Schleichwege“, sagen die beiden Beamten.

Während es in der Innenstadt noch relativ zügig vorwärtsging, war die Kunst der Autofahrer auf den stadtauswärts führenden Strecken am Ende. Die meisten PS-Bändiger fanden sich mit ihrem Schicksal ab. Viele schimpften aber wie die Rohrspatzen und machten ihrem Ärger unverhohlen Luft. Nur mühsam löste sich das Knäuel. Es war schon nach 20 Uhr, als es wieder Luft an den Kreuzungen gab. Trotzdem ereigneten sich nur vier leichte Verkehrsunfälle – ein Zeichen dafür, daß die strapazierten Autofahrer die Nerven behalten haben.

„Die neue Einbahnregelung hat sich bewährt“, stellt Oberamtmann Ostertag abschließend fest. Allerdings macht er die Einschränkung, „daß noch viele Nürnberger umdenken müssen. Und das braucht halt seine Zeit.“

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