2. Oktober 1966: Gaben zum Erntedank

2.10.2016, 07:00 Uhr
2. Oktober 1966: Gaben zum Erntedank

© Ulrich

Eine Ausstellung in der Ehrenhalle des Wollff‘schen Rathauses, in der Brot im stattlichen Alter von 3.400 Jahren gezeigt wird, stellt einen weiteren Höhepunkt dar. Die Karawane der Knoblauchsländer Bauern zum Hauptmarkt scheint freilich am meisten dazu angetan, die Stadtbevölkerung an den Sinn des Erntedankes zu erinnern: sie bringt Früchte aus heimatlicher Erde für Altersheime und Krankenhäuser.

„Wir wollen unsere Tradition ein bißchen am Leben erhalten“, sagte der Direktor des Bayerischen Bauernverbandes in Mittelfranken, Heinrich Ermann, als er gestern den Zug von Erntewagen mit Kraut und Kartoffeln, Rettichen und Radieschen, Salat und Sellerie, gelben Rüben und Gurken ankündigte.

Wenn sich der Zug um 14.15 Uhr in Thon formiert, können die Städter an ihm ein Stück bäuerliche Geschichte und Gegenwart studieren. Voran soll ein Reiter auf einem stämmigen Haflinger mit Erntekranz ziehen, gefolgt von einem historischen Marktwagen, der eigens zu diesem Zweck aus einer Scheunenecke hervorgezogen und von den Buchern auf Hochglanz poliert worden ist; der Druschwagen bildet dann des Mittelstück zwischen dieser originellen Spitze und den schleppergezogenen Erntewagen mit ihrer gewichtigen Gemüsefracht.

Über die Bucher Straße, durch das Tiergärtnertor und die Bergstraße (gegen die Einbahnrichtung) führt der Weg dieser Kolonne zum Hauptmarkt, wo Direktor Ermann den schmackhaften Gruß des Knoblauchslandes an Oberbürgermeister Dr. Urschlechter übergeben wird. Gleich nach der Feier fahren die Wagen an ihr eigentliches Ziel: in die Altersheime Sebastian-Spital und Regensburger Straße. Ein freundlicher Empfang ist ihnen dort verbürgt.

Die Bauern wollen mit ihrem Festzug dem „Tag des Brotes“ keine Konkurrenz machen. Sie knüpfen nur an eine Tradition an, die ein Jahrzehnt lang unterbrochen gewesen ist. „Wir haben bislang genug zu tun gehabt, unser Land neu zu ordnen und Beregnungsanlagen zu schaffen“, versichert Heinrich Ermann, „Jetzt aber sollen die Städter sehen, was wir leisten und bieten können.“

Bei der Feierstunde zum „Tag des Brotes“ um 11.30 Uhr in der Meistersingerhalle, die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Lübke steht, werden Bundesminister Dr. Werner Dollinger und Bayerns Landwirtschaftsminister Dr. Alois Hundhammer sprechen, um das Brot als Quelle von Kraft, Leben und Gesundheit zu rühmen.

Kein Geringerer als der verstorbene Bundespräsident Dr. Theodor Heuss hat diesem Nahrungsmittel einen eigenen Tag gewidmet, weil er in unserer Wohlstandsgesellschaft an die Worte des Vaterunsers gemahnen wollte: „Unser täglich Brot gib uns heute ...“

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