20. August 1965: Hilfe aus Ostasien?

20.8.2015, 07:00 Uhr
20. August 1965: Hilfe aus Ostasien?

Die Delegation, durchwegs intelligente Vertreterinnen mehrerer Länder des Fernen Ostens, die zum 63. Internationalen Seminar der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer mit dem Sitz in Berlin-Tegel entsandt worden war, gab während ihrer Nürnberg-Visite noch keine Stellungsnahme dazu ab. Das Echo dieser Botschafterinnen wird aber später einmal zu vernehmen sein. Indirekt dazu aufgefordert wurden die Damen, die nach einer Rundfahrt durch das Areal der größten bundesdeutschen Krankenhaus-Anlage (mit fast allen medizinischen Disziplinen und 2600 Betten) in einem Konferenzraum zusammengekommen waren, von Stadtrat Dr. Max Thoma. Der Sozialreferent begrüßte die Gäste im Namen des Oberbürgermeisters und der Bevölkerung und wies darauf hin, daß die „personelle Ausstattung“ der Kliniken immer ernstere Sorgen mache. Der Schwestern-Nachwuchs sei dünn gesät; die Situation verschärfe sich von Monat zu Monat. „Und eines Tages kommen wir mit den Kräften aus dem eigenen Land nicht mehr zurecht!“

Die interessant anzuschauenden Asiatinnen, in kostbare, farbenprächtige Gewänder gehüllt und nicht sparsam mit gleißendem Schmuck an Armen, Ohrläppchen und Fingern, machten sich eifrig Notizen – auch als Dr. Helmut Staudacher in Vertretung von Professor Dr. René Schubert über die Aufgaben der Krankenpflegeschule berichtete. Er analysierte die drei dazugehörigen Einrichtungen: die seit 1964 begonnene Vorschule, die seit 1920 staatlich anerkannte Krankenpflegeschule und die Lehrstätte für Kinderkrankenpflege. Gegenwärtig werden 159 Eleven gezählt.

Dem Lehrsaal im erweiterten Verwaltungsgebäude galt anschließend die Aufmerksamkeit der – auch für die melodischen Gesänge der Schwesternschülerinnenchores – beifallsfreudigen Gäste, Oberschwester Brigitte Winde, unterstützt von Lernschwester Elisabeth Seifert, gab angesichts einer zur Tropf-Infusion „präparierten Patientin“ (aus Pappmaché und äußerst wächsern anzuschauen!) viele detaillierte Erläuterungen. Sie erklärte Instrumentarien und Medikamente. Die Zuhörerinnen, ob mit oder ohne Zopf, harrten geduldig aus.

Zur Frühstückspause im Schwesternhochhaus entwickelten sich die ersten Diskussionen zwischen den gastgebenden Offiziellen, darunter auch der Pflegerin für die Krankenanstalten, Stadträtin Käte Reichert, einigen Krankenpflegerinnen und den Delegierten. Fragen über Fragen ergaben sich, an denen sich ebenso die Frau des Prinzregenten von Thailand, die Maharani von Patiala, Parlamentsmitglied und Vorsitzende mehrerer Frauenverbände, die Sozialministerin von West-Bengal, Abba Maiti, die Senatorin von Malaysia und – neben anderen – die Ehefrau des Wohnungsministers aus dem Staat Maharashtra beteiligten.

Heute steht den Damen, deren vierwöchentlicher Aufenthalt in Westdeutschland am 28. August beendet ist, in der Zentrale des Deutschen Müttergenesungswerkes in Stein eine Überraschung bevor: die „Kur-Mütter“ überreichen den Besucherinnen nicht nur selbstgepflückte Blumensträuße, sondern auch Seidentücher in Batikarbeit. Frau Liselotte Nold wird die Sozialarbeiterinnen aus fremden Landen begrüßen.

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