20. Dezember 1965: Jedes Kind braucht ein Plätzchen

20.12.2015, 07:00 Uhr
20. Dezember 1965: Jedes Kind braucht ein Plätzchen

© Gerardi

Die Wohnberatungsstelle der Bayerischen Landesgewerbeanstalt hat sich der Frage angenommen: sie zeigt bis März einige hübsche Spielecken. „Wir haben bei unseren Beratungen (montags mit freitags 15 bis 19, samstags 9 bis 13 Uhr) gemerkt, daß sich die Eltern oft schwer tun,ein geeignetes Plätzchen zu finden“, sagte Helge Gatzsch, die sich den Kopf zerbrochen und mit viel Phantasie in allen Räumen eines Heimes noch ein Plätzchen gefunden hat. Was das Laufgitter für das Krabbelkind im Wohnzimmer bedeutet, ist für den Buben der Bastelraum im Keller. Die Möbel für die Kleinen wurden so ausgesucht, daß sie in den Raum passen, für den sie gedacht sind.

Selbst noch im eleganten Wohnzimmer stört ein Laufgitter nicht, das roh geliefert und nach dem persönlichen Geschmack gestrichen werden kann. Es ist obendrein zusammenklappbar. Mit diesem „Ställchen“ erleben Kind und Eltern gleichermaßen Freude: das Kleine kann die Mutter sehen, die wiederum die ersten Steh- und Gehversuche ihres Sprößlings beobachten darf. Im Eßraum, der doch nur stundenweise benutzt wird, läßt sich ein kleines Kinderparadies einrichten. Das Spielzeug verschwindet schnell in Kisten, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Der Balkon schließlich bietet Platz für einen Sandkasten aus Kunststoff. „Nicht mehr als 1x1 Meter sind nötig, um Kindern ab sechs Jahren ein eigenes Betätigungsfeld zu schaffen“, erklärt Helge Gatzsch, die Leiterin der Wohnberatungsstelle, und führte es vor.

Ein einfaches Reißbrett auf Böcken dient zum Basteln, Schreiben oder Malen und läßt sich leicht abbauen. Manchen Kindern genügt auch schon ein Sessel, den sie ihr eigen nennen dürfen. Er sollte aber dann wenigstens so praktisch sein, daß unter ihm Eisenbahnschienen verlegt werden können. „Wie schön kann man sich mit einem dicken Buch in den Sessel lümmeln und dabei wissen, hier verjagt mich keiner, denn er ist für mich da“, schwärmt Helge Gatzsch.

Arbeitsplatz im Keller

Auch der Flur bietet gute Möglichkeiten, einen Spielplatz einzurichten. Meist findet dort ein schmales Regal noch Platz; steht es hinter einem bunten Vorhang, so fällt ein bißchen Unordnung gar nicht auf, wenn die Spielsachen nicht aufgeräumt sind. Zwischen einem Türrahmen lassen sich Schaukeln oder Turngeräte ohne große Montage einspannen. Die Wand zwischen zwei Türen bietet sich für Holzfaserplatten an, die – mit Tafelfarbe angestrichen – nach Herzenslust beschmiert werden können. Der feinere junge Herr besitzt einen Arbeitsplatz im Keller, in dem er mit dem Hammer klopfen kann, so laut er will.

Aber es gibt da schließlich noch das Kinderzimmer, das für das Spielen manchmal Schwächen hat. Es ist meistens so mit Möbeln und Betten vollgestellt, daß sich die Kinder darin nicht mehr richtig bewegen können. Je größer sie aber werden, desto mehr Sinn entwickeln sie für ihren eigenen Raum in der Wohnung. Die Beratungsstelle macht einen Vorschlag, der für einen 6jährigen ebenso nützlich sein kann wie für den Teenager: es bietet ein Kinderzimmer aus Anbaumöbeln. „Wir zeigen für jede Altersgruppe etwas“, darf Helge Gatzsch mit gutem Gewissen behaupten. Bei ihr ist guter Rat nicht teuer; er kostet gar nichts.

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