20. März 1968: Gemüse und Salat unter Kunststoffhaut

20.3.2018, 07:00 Uhr
20. März 1968: Gemüse und Salat unter Kunststoffhaut

© Gerardi

Rettiche und Radieschen, Kopfsalat und Kohlrabi, Rhabarber und Petersilie, Schnittlauch und gelbe Rüben gedeihen unter der schützenden Plastikfolie. Das Resultat: die Produkte kommen zehn bis 14 Tage früher in die Küche.

"Rund 50.000 DM haben die Bauern dafür ausgegeben." So schätzt Hans Link aus Buch, einer ihrer Wortführer, die Summe.

Zarterer Wuchs

Vier Meter breite Drahtbügel, von denen einer 2,40 DM kostet, und 50 Meter lange Kunststoffbahnen, den Quadratmeter zu 16 Pfennig: das ist das Material für die primitiven, aber billigen und wirksamen "Minigewächshäuser". Wenn sie aufgestellt werden hilft die ganze Familie mit, damit die 200 Quadratmeter große Fläche richtig auf den Bügeln sitzt und verankert werden kann. "Sogar der Opa und der kleinste Sprößling müssen mithelfen", erklär Hans Link.

Unter der in Gemeinschaftsarbeit aufgestellten Schutzhülle klettert die Quecksilbersäule des Thermometers um vier bis fünf Grad über die Außentemperatur, es entsteht eine Atmosphäre, in der das Gemüse viel zarter heranwächst. Dafür ist aber auch die früher Anbaumethode eine Wissenschaft für sich. Zu starker Frost kann trotzdem noch Schaden anrichten, zuviel Wärme läßt den Salat schießen. Kurzum: die Bauern brauchen Fingerspitzengefühl, wollen sie die Lücke im Angebot schließen, die stets dann entsteht, wenn die beheizten Gewächshäuser geräumt sind und das Freilandgemüse noch nicht erntereif geworden ist.

"Künftig drei Ernten im Jahr", das versprechen sich die Bauern im Knoblauchsland von der Kunststoffwelle. Oberregierungs-Landwirschatfsrat Karl Söhnlein (Fürth) weist darauf hin, daß im Herbst die Ernte hinausgezogen werden kann. Allerdings, ein Haar in der Suppe fanden Hans Link und seine Kollegen. Sie verschenken Platz, weil zwischen den Folienreihen ein Streifen von eineinhalb Meter freibleiben muß.

Spargel bis April

Außerdem wollen die meisten nichts vom Schutzdach wissen, wenn es um ein besonders begehrtes Frühjahrsgemüse geht. "In Fachblättern wird zwar eine Mordsreklame für den Einsatz beim Spargelanbau getrieben. Aber da müßten wir beim Stechen die Hülle erst abdecken und hinterher wieder drüberbreiten", erklärt Hans Link.

So werden die begehrten Stengel wohl weiterhin nach alter Väter Sitte wachsen und erst Ende April auf den Markt kommen.

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