20. November 1965: Die alte Stadt auf Postkarten

20.11.2015, 07:00 Uhr
20. November 1965: Die alte Stadt auf Postkarten

© NN

Alte Postkarten – sie gibt es in Bayern übrigens seit genau 100 Jahren – zeigen noch die malerischen Winkel, die es in Nürnberg vor dem Kriege gab. Zu den romantischen Partien gehörten die Häuser entlang der Pegnitz (links oben), die bis auf einige Reste heute verschwunden sind. Auch das „goldene Haus“ (links vorne) aus dem 16. Jahrhundert hatte einmal dazugezählt.

20. November 1965: Die alte Stadt auf Postkarten

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Vom Wohn- und Sterbehaus des berühmten Schusterpoeten Hans Sachs (Mitte links) haben die Bomben nichts mehr übrig gelassen. In dem hübschen Gebäude entstand kurz vor dem ersten Weltkrieg eine Bratwurstküche, in der die Gäste zwischen Zinngerät und Schusterkugel saßen. Als Rettungstat der Denkmalspflege preisen dagegen die Einheimischen die Erhaltung des Pellerhofes (Mitte), dessen Reste in den Neubau der Stadtbibliothek einbezogen wurden. Vom Pellerhaus aber, das zwischen 1602 und 1607 erbaut worden ist und als Meisterwerk Nürnberger Wohnkultur galt, blieb nur ein Zimmer.

Zu anderen Zwecken erbaut, wegen der darin abgehaltenen Ballnächte früher jedem Nürnberger geläufig, überstand auch der Stadtpark-Pavillon (links unten) die Bombennächte nicht. Das 1882 zur Bayerischen Landesausstellung errichtete Haus fiel 1943 in sich zusammen. Ein neues Restaurant hat aber inzwischen längst die Nachfolge angetreten. Auch den alten Obstmarkt (rechts oben) gibt es nicht mehr. Das „Gänsemännchen“ verschwand von seinem Platz neben der Frauenkirche, auf dem einst mit Federvieh gehandelt wurde. Der Brunnen steht heute im stillen Winkel am Rathausgäßchen. Nichts erinnert obendrein mehr an das frühere Bratwurst-Röslein. Die Gäste mußten bisher in einem Behelfsbau bewirtet werden, doch entsteht jetzt – als Schlußstein im Wiederaufbau des Rathausviertels – ein modernes Haus.

„Gifthütte“ hieß im Volksmund ein ehemals berühmtes Wirtshaus, ein anderes die Sebaldusklause (Mitte rechts), deren Ecke ein Standbild der Heiligen Elisabeth schmückte. Hier residierte die feuchtfröhliche Runde der „Sebaldusritter“. Hinter der Theke aber standen bekannte Leute: der Brunners Kaspar und Heiner Stuhlfauth.

Noch wie ehedem, aber in anderem Gewand, steht das Grand-Hotel (rechts unten) an seinem Platz. 1912, als die Postkarte entstand, trug das Haus noch pseudogotisches Beiwerk. Es verschwand, als in den 20er Jahren das Hotel um einige Stockwerke höher wuchs. Trotz unersetzlicher Verluste und Postkarten-Romantik steht jedoch fest: Nürnberg wurde nach dem Krieg schöner und größer aufgebaut.

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