21. April 1966: Bombe im Baggerloch

21.4.2016, 07:00 Uhr
21. April 1966: Bombe im Baggerloch

© Eißner

Es war beim Aufschlag deformiert worden, so daß es zunächst so erschien, als sei es sehr schwer, den einen Zünder zu entfernen. Dar andere war ohnehin samt der Bodenplatte weggerissen worden, als die Bombe auf dem Boden auftraf. Sprengmeister Richard Hesse, der sich kurz nach 19 Uhr an die gefährliche Arbeit wagte, plante deshalb, den Fund im scharfen Zustand wegbringen zu lassen, wenn Schwierigkeiten auftreten sollten.

21. April 1966: Bombe im Baggerloch

© Eißner

Bereits am Nachmittag hatten Albert Bleistein, der Leiter des Katastrophenschutzamtes, und Richard Hesse die Bombe besichtigt. Dann war die Generalstabsarbeit losgegangen. Zusammen mit der Deutschen Bundesbahn, die auf der benachbarten Bahnlinie den Zugbetrieb unterbrechen mußte, wurde der Zeitpunkt der Entschärfung festgelegt. Zwischen 19 Uhr und 19.40 Uhr herrschte Ruhe auf den Gleisen. Außerdem stellte die Straßenbahn die Fahrten zur Endhaltestelle Dutzendteich ein.

Schon vorher hatte Richard Hesse mit Sprengmeister Willi Müller den rostigen Fund freigelegt und zur Entschärfung präpariert. Während die Feuerwehr zwischen dem Baggerloch und dem Keller des nächsten Hauses, der als Befehlsstand diente, eine Funkverbindung herstellte und für genügend Licht bei der Entsorgung sorgte, forderte die Polizei mit Lautsprecherwagen die Anwohner auf, in die Keller zu gehen. Ein starkes Beamten-Aufgebot riegelte außerdem die Straßen ab.

Kurz nach 19 Uhr heulten die Sirenen los. Sprengmeister Richard Hesse war die Ruhe selbst, als er zu arbeiten begann. "Ich fange an", tönte seine Stimme aus dem Funkgerät im Befehlsstand. Vier Minuten lang herrschte gespannte Stille. Dann knackte das Gerät erneut. Richard Hesse meldete sich wieder: "Bombe entschärft!"

Als er die Glückwünsche für seine Tat entgegennahm – er hat inzwischen rund 2000 Bomben über einen Zentner Gewicht unschädlich gemacht –, waren seine Gedanken schon wieder bei einem anderen Thema. "Hoffentlich ist es die letzte vor meinem Urlaub gewesen", meinte er und verriet, daß er sich an der spanischen Küste von dieser nervenaufreibenden Tätigkeit erholen will.

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