21. Mai 1965: Baustelle von gigantischem Maß

21.5.2015, 07:00 Uhr
21. Mai 1965: Baustelle von gigantischem Maß

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Mit gewaltigen Ergänzungsbauten auf 12.500 Quadratmetern Grundfläche will das Nürnberg-Fürther Großversandhaus „Quelle“ seinen Gebäudekomplex an der Fürther Straße vollständig abrunden. Die Planung liegt in Händen von Professor Ernst Neufert von der Technischen Hochschule Darmstadt, der sich als Architekt von Industriebauten einen Namen gemacht hat und seit 1955 sämtliche Gebäude des Versandhauses an der Fürther Straße entwarf.

Wesentliches Element der Planung ist ein 120 Meter langer und 34 Meter breiter Fußgängertunnel von der Regerstraße her, der als Zugang für 6000 Arbeiter und Angestellte dienen wird. Er führt zum Kellergeschoß des Längstrakts an der Fürther Straße an vier Schnellaufzügen, die zusammen 100 Personen fassen können. Die Treppenbreite am Ausgang in der Regerstraße ermöglicht eine Entleerung des Tunnels in 13 Minuten, die Aufzüge und Treppen am Ausgang zum Bau fassen die gleiche Anzahl Menschen in acht Minuten. Damit ist ein reibungsloser Schichtwechsel gewährleistet.

Teilweise über dem Tunnel, teilweise südlich davon, entlang der Wandererstraße, wird mit Hochdruck an einem neuen Bau gearbeitet, der revolutionäre Merkmale aufweist. Seine Tiefe von über 70 Metern war in der deutschen Baugeschichte bislang unbekannt und konnte nur durch ein besonderes Entgegenkommen der Baupolizei verwirklicht werden, wie der Chef der Oberbauleitung Fritz Rebhan, betont.

Das Gebäude wird außerdem das größte Großraumbüro der Welt aufnehmen. Es soll 10.000 Quadratmeter groß werden und eine ganze Etage umfassen – die modernsten Räume dieser Art bestehen heute in Amerika, aber selbst dort kam man „nur“ auf maximal 8.000 Quadratmeter. Das Stahlskelett des gewaltigen Blocks, das mit Ortbeton und Fertigteilen verschalt wird, wirkt als „Faradayscher Käfig“. Das vereinfacht den Blitzschutz erheblich und ist notwendig, um die elektronischen Anlagen, die dort aufgestellt werden sollen, gegen elektro-magnetische Felder abzuschirmen. Das Heizwerk an der Wandererstraße wird einen rund 90 Meter hohen Schlot erhalten; für die ganze Anlage muß ein Rückhaltebecken für Regenwasser mit zwei großen Pumpen geschaffen werden, für den Fall, daß die städtische Kanalisation nicht ausreicht.

Durch den Umbau wird der Komplex um rund 50 v. H. erweitert. 355.000 Kubikmeter Raum sind dabei zu umbauen – für ein Einfamilienhaus normaler Größe rechnet man zwischen 500 und 800 Kubikmeter. Die Gesamtkosten des Projekts, mit dem im Januar begonnen wurde, und dessen 1. Bauabschnitt noch Anfang August in Betrieb genommen werden soll, belaufen sich auf etwa 55 Millionen DM.

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