22. Juni 1965: Für den Bau von soliden Schulen

22.6.2015, 07:00 Uhr
22. Juni 1965: Für den Bau von soliden Schulen

© Gerardi

Die Mehrheit des Schul- und Kulturausschusses wie des Bauausschusses entschied sich gestern bei einer gemeinsamen Sitzung in der Bauhof-Aula gegen solche neuen Pavillons. Ihr Aufbau war von der CSU-Fraktion beantragt worden, um damit den mißlichen Raumverhältnissen in den Volksschulen an der Schweinauer und Gibitzenhofstraße zu begegnen. „In wenigen Jahren ist die Raumnot an den Volksschulen überwunden. Jetzt brauchen wir keine Baracken mehr“, konterten einträchtig SPD und FDP. Dagegen wußte der Leiter des Hochbauamtes, Baudirektor Otto Peter Görl, allen Stadträten zu gefallen, als er die Typenplanung für Schulhäuser, Turnhallen, Kindergärten und Jugendhorte vortrug. Die weise Beschränkung auf einige, vielseitig verwendbare Häuser hilft voraussichtlich Zeit und Geld sparen.

Weil man für ein rentables Baukastensystem ein Bauprogramm braucht, das höchstens der Bund starten könnte, verfielen die Nürnberger Planer auf ihre Typen, die sowohl in der herkömmlichen Bauweise als auch mit Fertigteilen errichtet werden können. Möglich ist sogar eine Kombination beider Bauweisen.

Es gibt den Pavillontyp, der allerdings mit jenem abschraubbaren Pavillon, den die CDU verlangte, wenig gemein hat. Das feste Haus bietet acht Klassen Platz. Daneben möchte sich die Stadt auf ein Atrium-Schulhaus für 22 bis 24 Klassen beschränken. Die Typen lassen sich gut einander zuordnen und werden ergänzt durch die Turnhallen: normale Turnhalle, Doppelturnhalle, Turnhalle mit Lehrschwimmbecken und Doppelturnhalle mit Lehrschwimmbecken. Die Hallenfläche ist jedoch nur 12 mal 24 Meter groß, so daß die Verwaltung einer Anregung von Stadtrat Hans Wagner (SPD) folgen möchte und eine Doppelturnhalle ausknobeln will, bei der sich beide Hallen verbinden lassen.

Den Gegnern jeglicher Uniformierung muß dabei nicht bange werden. Vorgehängte Wandelemente von verschiedener Farbe und aus dem verschiedensten Material bieten genügend Variationen. Baureferent Heinz Schmeißner versicherte deshalb, daß der Nürnberger Schulhausbau keine „Einheitssoße“ werden sollte, denn das Grundgerüst könne individuell gestaltet werden.

Beim Bauprogramm für 1966 werden bereits die neuen Typen bei den Volksschulen Heisterstraße, Gibitzenhofstraße, Langwasser III, Hegelstraße und 1967 bei der Zentralschule Buch, der Volksschule Herriedener Straße, Eibenweg und Hintere Markstraße verwendet. Zwölfmal entsteht der Standard-Pavillon, einmal der Atriumtyp mit insgesamt 120 Klassenzimmern; dazu wachsen je drei normale und Doppelturnhallen sowie zwei Doppelturnhallen mit Lehrschwimmbecken. Alle übrigen Schulhausbauten werden – es handelt sich meist um höhere oder Fachschulen mit einem anderen Programm – in der herkömmlichen Bauweise errichtet. Die Sprecher aller Fraktionen stimmten der Typenplanung zu. Sie begrüßten auch die Beschränkung auf zwei Bauwerke für Jugendhorte und Kindergärten, von denen das eine für 80, das andere für 65 Kinder gedacht ist.

Als Stadtrat Georg Holzbauer für die CSU Zustimmung gab, begann die Debatte über die Verwendung von transportablen Baracken, in denen die Kinder in den nächsten Jahren unterrichtet werden sollen, bis der Raummangel an den Volksschulen endgültig beseitigt ist. „Zwischen dem Baubeginn für die 100 Klassenzimmer in den Jahren 1965/66 möchten wir damit die ,Durststrecke´ überwinden und die Pavillons dort verwendet sehen, wo in den nächsten Jahren noch ein echter Schulraum-Notstand besteht“, erklärte Georg Holzbauer.

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