22. März 1965: Konkurrenz der feinen Schöpfungen

22.3.2015, 07:00 Uhr
22. März 1965: Konkurrenz der feinen Schöpfungen

© Launer

Der Veranstalter, die Landesfachgruppe Zweiradmechanik Bayern, an der Spitze der rührige Präsident Theo Ungerer, hatte sich wieder alle Mühe gegeben, die große Schau so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Sportfreunde kamen ebenso auf ihre Kosten, wie die aus ganz Nordbayern nach Nürnberg gekommenen Fachhändler. Wer mehr dem Radsport zugetan war, der konnte sich an dem umfangreichen Sportprogramm erfreuen, das der Bayerische Radsportverband, Bezirk Mittelfranken, in der Messehalle durchführte.

Erfreulich war besonders der hohe Anteil Jugendlicher an den Besuchern, die am Samstag und Sonntag die Messehalle füllten. Die Film- und Verkehrskasperlvorführungen waren gut besucht, ebenso die sportlichen Nachmittagsveranstaltungen des Sonntags auf dem großen Freigelände neben der Messehalle. Dabei meinte es der Wettergott gar nicht einmal so gut mit dem „Tag des Zweirades“. Besonders der Sonntagvormittag mit seinem regnerischen Wetter machte sich im Besuch der großen Zweiradschau hemmend bemerkbar.

Theo Ungerers große Gästeschar

Theo Ungerer begrüßte die Gäste und dankte besonders den beiden Schirmherren der großen Frühjahrsschau, dem bayerischen Wirtschaftsminister Dr. Otto Schedl und Nürnbergs Stadtoberhaupt, Dr. A. Urschlechter. Danach sprachen für den abwesenden Minister Oberregierungsrat Dr. Hofmann, für die mittelfränkische Regierung Regierungsdir. Distler, für die Handwerkskammer Mittelfranken Präsident Hans Insenhöfer und für die Industrie- und Handelskammer Dr. Fritz Scharlach. Für den Zentralverband des deutschen Mechanikerhandwerks überbrachte Landesinnungsmeister Fritz Kemmena beste Glückwünsche, für das bayerische Mechanikerhandwerk Landesinnungsmeister Michael Gietl, die Industrie fand in Generaldirektor Heinz Tschech (Zweirad-Union) und Dr. Schanzer aus Österreich ihre berufenen Sprecher. Dann eröffnete Dr. Urschlechter die Ausstellung und führte den großen Rundgang der Ehrengäste durch die Schau an.

22. März 1965: Konkurrenz der feinen Schöpfungen

© Launer

Direktor H. Könicke hatte zwischendurch Dr. Karl Müller, Nürnberg, dem „Pressemann“ der Zweirad-Ausstellung, im Namen des Oberbürgermeisters von Brüssel eine Plakette für seine vielfältigen Verdienste überreicht. Diese Plakette wird alljährlich nur in zwei Exemplaren an Nichtbelgier verliehen, die sich um die Festigung der Beziehungen zwischen den Völkern bemühen. Durch die Anwesenheit von M. Paul Van Roy aus Brüssel, dem Geschäftsführer des Belgischen Verbandes Zweiradmechanik und Chefredakteur der Monatsschrift „Metier du Cycle et de la Moto“, und durch die Glückwunschrede von Dr. Schanzer aus Wien, der für die österreichische Zweiradbranche sprach, erhielt der „Tag des Zweirades“ auch heuer wieder seinen internationalen Anstrich.

Es gab einmal ein Periode sportlicher Vernunft, als die beiden Radsportverbände Bund Deutscher Radfahrer und Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität übereingekommen waren, in einer sportlichen Zusammenarbeit den Start der Aktiven beider Verbände zu fördern. Diese sportlich Früchte tragende lose Bindung ist leider von oben herab wieder gelöst worden. Jetzt fährt man wieder hübsch im eigenen Verband und dort, wo Vereinen die Startmöglichkeit fehlt, wechselt man eher den Verband, als daß man sich zur Untätigkeit verbannt sieht. Aber auch das fördert die Freundschaft keineswegs.

So war es nicht ganz uninteressant, Vergleiche über die Entwicklungsmöglichkeiten im Hallenradsport anzustellen. Herstellerfirmen der Kunstfahr-, Reigen- und Radballmaschinen, bestätigen uns die weitaus höheren Absatzmöglichkeiten bei der Solidarität. Auf dem Gebiet des Kunstradfahrens konnte man als Zuschauer an beiden Tagen unschwer feststellen, daß auf dem Sektor Kunst- und Reigenfahren, die Fortschritte im Schwierigkeitsgrad der gezeigten Übungen und der Sicherheit der Ausführung, diesmal ziemlich klar auf seiten der Solidarität lagen. Den möglichen Steigungsgrad im Einer-Kunstfahren demonstrierten Siglind Leutl, Fürth, Hildegar Bogner, Reichelsdorf, Liselotte Willemitzer, Fürth, Walter Hörath, Reichelsdorf und Bärbl Schott, Schweinfurt, als mehrfache nordbayerische Meisterin. Schlechthin Spitzenklasse demonstrierten die mehrfachen Soli-Jugendbesten, die Gebrüder Rösch, im Schwierigkeitsgrad, wie in der sicheren Ausführung trotzdem sie zwei Radballspiele des gewonnen Oberligaturniers in den Beinen hatten. Gekonnt und figurenreich die Sechser und Vierreigen der Herzogenauracher Meister im Einradfahren und Steuerrohr-Reigen, denen minutenlanger Beifall galt.

Bei den Spitzenmannschaften dürfte im Radball die Situation ausgeglichen, mit einer leichten Neigung im Können der Mannschaften für den bayerischen Radsportverband sein – die vielfache Soli-Vizemeister Batz/Bachmann-Soli Erlangen ausgenommen, die ein taktisch wie technisch ebenso brillantes Feldspiel beherrschen und damit auch über die Härte der eigenen zweiten Mannschaft Heusinger/Heimberger sich den Turniersieg nicht gefährden ließen. Übrigens waren sie, teils wie Bachmann noch Jugend, schon vor fünfzehn Jahren bei allen Turnieren, als besonderer Treuebeweis. Schweinfurt und die wahrscheinlich weniger schwere Konkurrenz von Würzburg nach Heidingsfeld gehenden Sippel/Schröder werden über den letzten Platz enttäuscht gewesen sein. Soli-Jugendsieger waren die Reichelsdorfer vor Erlangen I geworden.

Beim großen Besuchstag am Sonntag erwies sich die Sporthalle fast zu klein. Das Programm bestritt mit nicht minder großem Erfolg der Bayerischen Radsportverband (BDR), der am Vormittag vor allem der Jugend Spielraum ließ.

Verwandte Themen


Keine Kommentare