23. März 1965: Die Mädchen passen besser auf

23.3.2015, 07:00 Uhr
23. März 1965: Die Mädchen passen besser auf

© Gerardi

Die Eltern sollten daher den rechten „Pfad“ schon jetzt ausknobeln und nach der Einschreibung mit dem Schulanfänger so lange üben, bis er sich an die Route gewöhnt hat. Nach der jetzt veröffentlichten Unfallstatistik für das zweite Halbjahr 1964 sind zwei Gruppen am meisten gefährdet: unerfahrene Erstkläßler und die lebhaften 12- oder 13jährigen. An den insgesamt 110 Unfällen, die sich in den letzten sechs Monaten des vergangenen Jahres mit Schülern ereigneten, waren 19 Buben von sechs oder sieben Jahren sowie fünf gleichaltrige Mädchen beteiligt.

Ein ähnlich hoher Anteil wurde bei den 12- und 13jährigen registriert. Von ihnen verunglückten 19 Jungen, aber nur drei Mädchen. Überhaupt passen im Volksschulalter die Mädchen viel besser auf. Daher waren sie nur an weniger als einem Drittel aller Unfälle beteiligt. In den höheren Semestern gleicht sich die Differenz jedoch wieder aus. Bei den 110 Unfällen kamen 61mal die Kinder mit leichten Verletzungen davon, 24 erlitten erhebliche, und 22 schwere Verletzungen. Drei der Unfälle endeten tödlich: ein 13jähriger wurde auf der Bundesstraße 2 am 18. Oktober überfahren, ein 14 Jahre alter Schüler verunglückte tödlich, als er am 8. November auf eine Straßenbahn aufspringen wollte, und eine gleichaltrige Berufsschülerin wurde drei Tage später von einem Personenwagen erfaßt.

Die meisten Unfälle – nämlich 31 – ereigneten sich im Oktober, die wenigsten – neun – im Dezember. Der unverhältnismäßig hohe Anteil der Erstkläßler an Schülerunfällen sollte alle Eltern warnen, die im Herbst ihre Kinder in die Schule schicken wollen. Was man in der Schule lernt, wirkt sich meist erst viel später aus, eine gute Verkehrserziehung ist aber spätestens vom ersten Schultag an unbedingt notwendig.

Wertvolle Tipps

Daher hat die Verkehrswacht ein Merkblatt herausgegeben, in dem die Eltern einige gute Ratschläge mundgerecht serviert bekommen. Eine Regel, die man unbedingt beachten sollte ist die, daß die Eltern für ihre Kinder rechtzeitig einen sicheren Schulweg aussuchen. Es schadet nichts, wenn durch einen Umweg eine gefährliche Stelle im Straßenverkehr umgangen wird. Gleich nach der Einschreibung sollte man zusammen mit dem Kind oftmals diesen Weg gehen und ihm sagen, wo es besonders achtgeben muß. Nur wenn die Erwachsenen ständig ein gutes Beispiel geben, wird das Kind lernen, sich richtig im Verkehr zu verhalten.

Dazu gehört auch, daß man immer die Zebrastreifen benutzt und dies dem Kind einschärft. Die Erfahrung zeigt, daß gerade die verspielten Erstkläßler durch das auffällige Muster der Fußgängerüberwege an größere Aufmerksamkeit beim Überqueren der Straße erinnert werden. Besonders wichtig ist die Zeit, die sich der Schüler für den Schulweg nehmen kann. Wenn er hetzen muß, weil er Angst hat, zu spät zu kommen, läßt natürlich seine Aufmerksamkeit im Straßenverkehr nach. Daher sollten die Älteren unbedingt dafür sorgen, daß das Kind rechtzeitig auf den Schulweg gebracht wird. Dies gilt ebenso für die höheren Jahrgänge.

Besonders im Stadtschulamt ist man sehr darauf aus, von niedrigen Unfallziffern zu hören. Von dort kommt daher auch die dringende Bitte an die Eltern, in der Zeit zwischen Einschreibung und Schulanfang mit den künftigen Erstkläßlern den Weg zur Schule so oft zu gehen und regelrecht zu üben, daß ihnen das richtige Verhalten im Verkehr in Fleisch und Blut übergeht. Schließlich sind die Eltern am meisten daran interessiert, daß ihre Sprößlinge sich gut im Verkehr zurechtfinden.

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