24. August 1965: Millionen für Wasser

24.8.2015, 16:33 Uhr
24. August 1965: Millionen für Wasser

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Inzwischen lief auch ein Raumordnungsverfahren wegen der Einwände an, die von der Stadt Augsburg und deren Oberbürgermeister Wolfgang Pepper erhoben worden sind. Den Mittelfranken dürfte dadurch freilich nicht der Wasserhahn zugedreht, wohl aber die Erfüllung mancher Auflagen vorgeschrieben werden. Dennoch soll bis spätestens 1968/69 der Quell sprudeln. 260 Millionen Mark kostet voraussichtlich die für Nürnberg und Mittelfranken lebensnotwendige Fernwasserversorgung.

Der große Regen im ersten Halbjahr 1965 hat zwar die Konturen der Wassernot verwischt. Dennoch läuft die Stadt Gefahr, bald auf dem Trockenen zu sitzen, weil es keine Trinkwasserreserven gibt. Der Anteil der seit 1912 betriebenen Ranna-Leitung vom Oberlauf der Pegnitz beträgt bei einer Gesamtanlieferung von 2.500 Litern in der Sekunde nur noch 620 Liter. Ein weiterer Ausbau des Quellgebiets oder gar der Bau einer zweiten Leitung lohnen nicht.

Um den Bedarf decken zu können, darf sich Nürnberg – es bezieht außerdem 550 Sekundenliter von Erlenstegen-Eichelberg, 260 Liter vom Krämersweiher-Ursprung und 1.100 Liter vom Oberflächenwasserwerk Mühlhof – nicht auf reichlichen Regen verlassen, weil in Mittelfranken die niedrigsten Niederschlagsmengen in Bayern gemessen werden. Sie betragen in Nürnberg jährlich 595 Liter auf den Quadratmeter, in Augsburg schon 748 Liter und in Füssen sogar 1.326 Liter. Außerdem berücksichtigten die Nürnberger, daß der Bundesbürger immer mehr Wasser verbraucht und fragten sich: „Woher nehmen?“

Die Antwort darauf lautete: aus dem Gebiet von Donau und Lech, das seit Jahren als Vorbehaltsgebiet für die Trinkwasserversorgung ausgewiesen ist. „Wir wollen der Bevölkerung im Donauraum ihr Wasser nicht nehmen, wir wollen ja nur einen Teil vom Wasserüberschuß für das an Wassermangel leidende Mittelfranken haben“, erklärte Generaldirektor Dr.-Ing Josef Ipfelkofer von den Städtischen Werken die Absichten der Franken. In einem Bereich von zehn mal 15 Kilometer soll an der Mündung des Lech in die Donau das Grundwasser gefaßt und über die schon trassierte Leitung zu einem Hochbehälter bei Krottenbach geschafft werden. An diese verlängerte Leitung können später Fürth, Erlangen und Forchheim sowie die an der Strecke liegenden Gemeinden angeschlossen werden. In der ersten Ausbaustufe werden in der Sekunde 3.000 Liter fließen, später sollen 5.000 Liter gezapft werden können.

Dieser Wassersegen kann nicht allein der Stadt Nürnberg zugutekommen. Er soll helfen, die Trinkwassernot in ganz Mittelfranken zu beseitigen. Ein Zweckverband übernimmt die gerechte Verteilung. Wegen der enormen Baukosten wird dieses Donauwasser nicht billig sein. Prof. Dr. Ipfelkofer hat bereits angedeutet, daß der Kubikmeter-Preis demnächst von jetzt 45 auf etwa 70 Pfennig erhöht werden muß.

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