24. Februar 1966: Tod lauerte umsonst

24.2.2016, 07:00 Uhr
24. Februar 1966: Tod lauerte umsonst

© Kammler

Als nämlich um 18.22 Uhr der D-Zug 152 aus Richtung Hauptbahnhof heranbrauste, stand ein Personenwagen zwischen den geschlossenen Schrankenbäumen. Das Unheil wurde gebannt, weil die Beteiligten Geistesgegenwart bewiesen: der Lokführer brachte den Zug durch eine Schnellbremsung rechtzeitig zum Stehen, der Schrankenwärter kurbelte flugs die Barriere wieder hoch, der Autofahrer gab Gas.

„Aus noch unbekannten Gründen hat der am Bahnübergang Dienst leistende Beamte – ein verheirateter, 27 Jahre alter Schrankenwärter – die Schranke zu spät geschlossen“, lautet ein entscheidender Satz im gestrigen Polizeibericht, dem die Bundesbahndirektion Nürnberg eine andere Erklärung gegenüberstellt. Sie stützt sich auf den Bericht des Schrankenwärters vom Posten 55, der die bangen Minuten so schnell nicht mehr vergessen wird. „Der Autofahrer schlüpfte unter dem sich senkenden Schrankenbaum hindurch und stand dann eingeschlossen auf dem dreigleisigen Bahnkörper“, gab sie bekannt.

Vermutlich haben auch die ausgezeichneten Sichtverhältnisse Schlimmeres verhütet. Auf der schnurgeraden Strecke hatte der Lokführer das Hindernis schon auf weite Entfernung gesehen. Andererseits war der herankommende Zug auch vom Schrankenwärter gesehen worden, der richtig reagierte und noch einmal zur Kurbel griff, um die Schranken so weit hochzudrehen, daß der Autofahrer dem sicherlich tödlichen Rammstoß entgehen konnte.

Zwei Polizeibeamte, die in einem nachfolgenden Wagen der Verkehrsstreifengruppe unterwegs waren, wurden Zeugen dieses Zwischenfalls. Sie sorgten auch dafür, daß der Schrankenwärter sofort abgelöst wurde, weil „er nervlich seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen war“. Er mußte sich obendrein einer Blutprobe unterziehen.

Die Fahrgäste des D-Zuges Berlin – München überstanden das schnelle Bremsen des Zuges ohne großen Schaden. Bei der Bundesbahndirektion Nürnberg hat sich jedenfalls kein Verletzter gemeldet.

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