25. August 1966: Warten aufs Telefon

25.8.2016, 07:00 Uhr
25. August 1966: Warten aufs Telefon

© Eißner

Im Bereich des Fernmeldeamtes Nürnberg 2 investierte die Bundespost in diesem Jahr 11,5 Millionen. Viele angehende Telephonbesitzer müssen sich trotzdem weiter mit Geduld wappnen. Kabel und Rufnummern fehlen.

„Eine Fernsprechleitung ist leider keine Wasser- oder Stromleitung, bei der etwas mehr Druck genügt, um neue Abnehmer zu versorgen.“ Mit diesem Vergleich versuchen Fachleute für das Fernmeldewesen dem Laien den technischen Unterschied zwischen einem als selbstverständlich vorausgesetzten Wasserhahn und dem heutzutage nicht minder begehrten Telephon klarzumachen.

25. August 1966: Warten aufs Telefon

© Eißner

Postamtmann Ottmar Bauer, zuständiger Planungssachbearbeiter und Oberinspektor Manfred Herzog, Kundenberater im Fernmeldewesen, können dazu mit folgenden Zahlen aufwarten: 1951 war im Ortsnetz Nürnberg-Fürth der Vorkriegsstand mit 21.500 Anschlüssen wieder erreicht. 1959 hatte sich diese Zahl verdoppelt, 1965 gab es rund 65.000 Telephonbesitzer. In jedem Jahr kommen rund 5.000 neue Anschlüsse hinzu.

Jeder Fernsprechteilnehmer benötigt zu seiner Vermittlungsstelle ein Kabel mit zwei Adern. Wären diese Adern nicht gebündelt, sondern aneinandergereiht, käme man in beiden Städten auf einen 220.000 Kilometer langen Doppeldraht. Die Kanäle für die Kabelbündel sind immerhin noch 1.900 Kilometer lang. Und dennoch muß die Bundespost 4.737 wartenden Fernsprechteilnehmern erklären: „In Ihrer Gegend ist kein Kabeldraht mehr frei. Sie müssen sich gedulden, bis neue Stränge verlegt sind.“ Die restlichen 1.199 erhielten den Bescheid: „Keine Nummer vorhanden.“ Das bedeutet: bei der nächsten Vermittlungsstelle kann ein vorhandenes Kabel nicht an das weltweite Telephonnetz angeschlossen werden. Somit gibt es neue Probleme.

Daneben wird planmäßig verbessert und ausgebaut. In diesem Jahr ist aber bereits die neue Vermittlungsstelle Ost beim Jobster Friedhof fertiggeworden. Die Vermittlungsstellen Herrnhütte neben dem Linde-Stadion und Altenfurt sollen noch in diesem Jahr übergeben werden. Im Bau sind Vermittlungsstellen in St. Peter, St. Leonhard, Eibach und Ziegelstein. Die relativ langen Bauzeiten erklären sich daraus, daß jeder einzelne Anschluß von Hand auf die neue Vermittlungsstelle geschaltet und dort in ein kompliziertes Schwachstromsystem eingebaut werden muß.

Schließlich denken die Verantwortlichen für das Fernsprechwesen – vielleicht gerade wegen der jetzigen prekären Situation – an die Zukunft. Die steigende Nachfrage nach Telephonanschlüssen zwingt sie dazu. Ein „Generalstabsplan“ im Zimmer von Amtmann Ottmar Bauer sieht für die Zeit um die Jahrtausendwende in Nürnberg-Fürth über 200.000 Anschlüsse vor. Bis 1980 wird ein Zuwachs von jährlich 5.700 Rufnummern erwartet. Im Jahr 2.000 soll auf etwa zehn Einwohner ein Telephon kommen. Heute liegt der Schlüssel bei 27.

Verwandte Themen


1 Kommentar