25. Februar 1969: Jubeljahr mit Ruinen

25.2.2019, 07:00 Uhr
25. Februar 1969: Jubeljahr mit Ruinen

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Im Bauausschuß berichtete er über die Bemühungen, den Besuchern aus aller Welt im Dürer-Jahr 1971 wenigstens einen Stadtkern ohne abscheuliche Brandmauern, provisorische Pappdächer und trostlose Hinterhöfe vorzuzeigen. Dabei verschwieg er seinen Kummer nicht, der ihn bei der Umschau überkommen hatte. Es gibt noch genügend Flecken, die in einigen Jahren noch genauso verkommen aussehen werden wie heutzutage.

Freilich: Lokalpatriot Schmeißner durfte auch Freude empfinden. Die Zukunft mancher dunkler Punkte erscheint nach den Verhandlungen, die im Bauhof geführt wurden, in einem helleren Licht.

25. Februar 1969: Jubeljahr mit Ruinen

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Die kritische Rundreise begann – obwohl die neue „Eingangspforte zur Altstadt“ ausgeklammert blieb – am Königstor. Westlich davon existiert an der Ecke Frauentorgraben/Tafelfeldstraße ein Bauwerk, dessen Anblick Fremden wie Einheimischen auch künftig nicht erspart wird. „Ausgesprochene Sorge“ macht dem Bauhof-Chef auch die Plärrer-Südseite, an deren rechtzeitige Neugestaltung er gar nicht zu denken wagt. Ebenso kommt die Stadtumwallung zwischen Maxtor und Rathenauplatz erst an die Reihe, wenn das ehemalige Tuchergelände für die sechste Fakultät bebaut wird.

Viele kleinere Wunden, wie die Umgebung des Albrecht-Dürer-Hauses selbst, die Nachbarschaft des Fembohauses oder auch nur das Behelfsdach des alten Gebäudes gleich nördlich der Sebalduskirche rundeten – um nur einige Punkte herauszugreifen – den Katalog der Schatten ab, die überwiegend auf die Sebalder Seite fallen.

Dieser negativen Auslese konnte der Baureferent jedoch eine Reihe von Bauvorhaben gegenüberstellen, die zum 500. Geburtstag Albrecht Dürers noch unter Dach und Fach kommen sollen. Die Liste – sie ist nicht zuletzt dadurch so lang geworden, daß Oberbürgermeister Dr. Urschlechter betroffene Grundstücks-Eigentümer persönlich anschrieb und sie zum Gespräch mit Heinz Schmeißner einlud – beginnt am Frauentorgraben mit dem neuen AOK-Gebäude, dem Abbruch des alten Schulhauses und der breiten Fahrbahn am Ring.

Trotz des hoffnungsvollen Anfangs aber gab es gestern auch manches kritische Wort an die Adresse der Ruinen-Besitzer. „Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht gelänge, die letzten Löcher zu beseitigen“, meinte Hans Hoffmann (CSU), der den Zögernden vorhielt: „Diejenigen, die aufgebaut haben, sind heute froh, daß sie diesen Schritt gewagt haben.“ Rolf Langenberger (SPD) teilte in zwei Gruppen: die Bürger, die einfach nicht bauen wollen, sollten an ihre Verpflichtung gegenüber der Stadt erinnert werden, Bürger, denen die Mittel fehlen, sollten sich überlegen, ob sie sich nicht doch von ihrem Grund und Boden trennen können.

Und obendrein mahnte die SPD-Fraktion den Vater Staat. Das „Burggärtlein sieht miserabel aus“, lautete ihre Beschwerde, die Baureferent Heinz Schmeißner bei einer Besprechung mit der staatlichen Verwaltung der Schlösser und Seen in der nächsten Zeit weitergeben möchte.

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