25. Juni 1965: Ein "Luftsprung" nach München

25.6.2015, 07:00 Uhr
25. Juni 1965: Ein

© Ulrich

Gestern startete um 12.50 Uhr die erste fahrplanmäßige Maschine der neuen Lufthansa-Strecke Köln/Bonn–Nürnberg–München auf dem Nürnberger Flughafen. Nach 45 Minuten setzte die zweimotorige Convair-Metropolitan schon auf der Betonpiste von Riem auf. Der erste Flug – bei herrlichem Wetter – war „im Fluge“ vergangen.

Nürnberg besitzt damit eine Linie, auf die es seit zehn Jahren hat warten müssen. Das Tor zur Schweiz, nach Österreich, Italien, Griechenland, nach dem Balkan und dem Nahen Osten hat sich über München nun auch für die Nordbayern geöffnet.

Schon vor dem Start hatte Lufthansa-Bezirksleiter Arthur Deutsch die Vorzüge der neuen Verbindung geschildert, mit der man in umgekehrter Richtung um 15.30 Uhr in München startet, und um 16.15 Uhr in Nürnberg landet. Außerdem kann man um 16.35 Uhr von Nürnberg aus nach Köln/Bonn weiterfliegen, wo die Maschine um 17.35 Uhr ankommt. Der in München gebildete „Anschlußfächer“ zwischen 14 und 15 Uhr in südlicher Richtung ermöglicht ein schnelles Reisen zu einem geringeren Preis, der bis zu 20 v. H. unter dem bisherigen Niveau liegt. Der bis gestern notwendige Umweg über Frankfurt gehört der Vergangenheit an. Umgekehrt nimmt die neue Strecke in München eine Reihe wichtiger Anschlüsse auf und bietet – außer Düsseldorf – einen zweiten direkten Flug in das Rheinland. In Köln wartet außerdem eine Maschine, die um 20.05 Uhr in Hamburg ankommt.

Interessant für Unterfranken

Mit der Strecke Köln/Bonn–Nürnberg–München rückt der nordbayerische Verkehrsflughafen mehr in den Blickpunkt der Unterfranken, die bisher nur an Frankfurt Interesse zeigten. Die Würzburger und Schweinfurter erreichen über die Autobahn sehr günstig Nürnberg, wo ihnen billigere Flugtarife angeboten werden können. Bezirksleiter Arthur Deutsch versicherte deshalb, daß die Route keinesfalls das Schicksal der früheren München-Linien teilen werde, die wegen der zu geringen Passagierzahlen eingestellt wurden. Freilich handelte es sich damals nur um Flüge „in die Sackgasse“, weil München keinen Anschluß bieten konnte und die Gäste, die nur von München nach Nürnberg oder umgekehrt fliegen wollen, an der Hand abzuzählen sind. Vermutlich ist das auch heute noch so!

Zugleich mit der Eröffnung der innerdeutschen Linien vom Rhein zur Isar bietet die Deutsche Lufthansa den Nürnbergern allerlei Verbesserungen. Wegen des starken Passagieraufkommens entschloß sie sich, auf der Strecke nach Frankfurt die um 15 Uhr in Nürnberg startende 50plätzige Convair durch eine Viscount 814 mit 64 Plätzen zu ersetzen. Da zugleich die belgische Hauptstadt wieder in das Lufthansa-Netz einbezogen wurde, bestehen am Morgen über Düsseldorf und am Abend über Frankfurt ausgezeichnete Verbindungen zwischen Nürnberg und Brüssel.

Nachdem Arthur Deutsch die Neugier der Teilnehmer am „Jungfernflug“ gestillt hatte, ging die Reise an die Isar los. Kaum hatte die Maschine die Flughöhe erreicht, kaum hatten Fernsehen und Rundfunk ihre Interviews abgewickelt und die Stewardessen die Erfrischungen gereicht, tauchte schon München auf.

Waren schon nach München die ersten zahlenden Passagiere in der Maschine, so blieb in Richtung Nürnberg kein Platz unbesetzt. Die Mannschaft des 1. FC Nürnberg kam – von ihrer Asienreise zurück. Wenn das kein gutes Omen für die neue Linie ist?

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