26. November 1966: Der Club wagt die Pioniertat

26.11.2016, 07:00 Uhr
26. November 1966: Der Club wagt die Pioniertat

© Gerardi

Wer Ertüchtigung und Freude im Sport sucht, wird beides – wie in den anderen Nürnberger Vereinen – in erster Linie auch beim Club wieder finden können. Obersozialgerichtsrat Dr. Karl Brömse, ein begeisterter "Cluberer“, plaudert ein bisschen aus der Geschichte des ruhmreichen Vereins. Aber die Historie dient ihm nur als Sprungbrett um ausführlich die Gründe schildern zu können, die den 1. FC Nürnberg zur neuen Pionierleistung angespornt haben.

Der Waldsportplatz am Valznerweiher soll so gut wie ausschließlich dem reinen Amateursport und der Jugend dienen. Diesen Gemeinnutz haben Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter und Staatssekretär Dr. Fritz Pirkl bei der Grundsteinlegung gerühmt. Bei einer Ortsbesichtigung war auch Staatsminister Dr. Alois Hundhammer zur Erkenntnis gekommen, daß es keineswegs um die Sorge für eine Bundesliga-Mannschaft geht, sondern darum, dem Club die Breitenarbeit aus vielen Sportarten in einem größeren Umfange möglich zu machen.

26. November 1966: Der Club wagt die Pioniertat

© Gerardi

18 junge Männer gründeten 1900 den 1. FC Nürnberg und zeigten – von vielen verlacht – die ersten Künste auf der Deutschherrnwiese. Aber schon 1905 erwarb man für 1.200 Mark ein eigenes Gelände, eine 150 mal 80 Meter große Wiese an der Ziegelgasse. Dieser „Sportpark“ war prächtig genug, um 1906 den Schauplatz für das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft abzugeben, das vor 1.100 Zuschauern der 1. FC Pforzheim mit 2:1 Toren gegen den VfB Leipzig gewann.

1908 zog der Club als Pächter nach Schweinau, um schließlich 1913 im Zabo zu landen, der Generationen von Nürnbergern zur liebenswerten Heimstatt werden sollte. Dort maßen sich die großen Fußballer des 1. FCN mit den besten europäischen Mannschaften. Dorthin holten sie acht deutsche Meisterschaften und drei Pokalsiege.

Im Zabo verkündeten aber zahlreiche Trophäen von Welt- und Europatiteln oder von deutschen Meisterschaften, die Männer und Frauen in vielen Sportarten erkämpften. Denn der 1. FC Nürnberg ist wahrhaft ein Verein für Leibesübungen, in dem sich zu „König Fußball“ als getreue Vasallen Handball, Leichtathletik, Boxen, Schwimmen, Hockey, Tennis, Skilauf, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf und der Rollschuhlauf gesellen.

Räumliche städtebauliche und verkehrstechnische Gründe vertrieben den Club aus der alten Heimat. Die Entwicklung Nürnbergs schnürte dem Zabo die Luft ab. Deshalb begannen 1953 die Verhandlungen um das Gelände am Valznerweiher. Es gab Mühe und Sorge, Arbeit, Hoffnung und Rückschläge, bis der Club das rund 240.000 Quadratmeter große Grundstück zu einem Preis kaufen konnte, der sich bei Anspannung aller Kräfte und im Vertrauen auf die Hilfe vieler Freunde und Anhänger gerade noch verantworten ließ.

Ein Titanenkampf

Es war ein wahrer Titanenkampf gegen den Fiskus, den der Club vielleicht nur dank der Unterstützung einiger Nürnberg-Fürther Landtagsabgeordneter und anderer Freunde aus dem politischen Leben bestand. Den Ausschlag gab schließlich eine Ortsbesichtigung durch Staatsminister Dr. Hundhammer, der – fast ein wenig erstaunt – die gemeinnützige Arbeit des Vereins erkannte und dem Verkauf des Geländes am Valznerweiher zustimmte. Denn was sind schon 22 Lizenzspieler, so sehr sie auch Freude oder Unmut erregen oder das wirtschaftliche Fundament des Vereins mittragen. Mehr als die Hälfte der vielen tausend Clubmitglieder besteht aus Schülern und Jugendlichen, die Platz brauchen. So kam auch der Minister nicht an der Tatsache vorbei, daß ein großer Teil der Nürnberger Jugend beim Club Entspannung, Kraft und Festigung erfährt.

Noch 1965, bereits vor der endgültigen Vergabe, konnten entlang der Regensburger Straße vier Fußballplätze angesät werden .Im Frühjahr 1966 begann der Bau der Sporthalle und des Umkleidegebäudes, die beide heuer noch fertig werden sollen. Die Halle, die 500 Zuschauern Platz bietet, dient allen Abteilungen. Das zweigeschossige Umkleidegebäude kann bis zu 500 Aktive gleichzeitig aufnehmen. Im gleichen Bauabschnitt entsteht außerdem das Hauptheizhaus.

Das neue Schwimmbad und die Umkleidekabinen – auch für die Gäste – können im Sommer 1967 zum ersten Male benutzt werden. Die Anlage bekam eine 50 mal 21 Meter große Hauptkampfbahn – sie ist gerade im Rohbau fertig – und ein 25 mal 20 Meter großes Nebenbecken. Auf dem Gelände am Valznerweiher wurden heuer obendrein zwei weitere Fußball- und Hockeyplätze errichtet. Sechs Tennisplätze und ein bei jeder Witterung bespielbarer Hartplatz befinden sich im Bau, ebenso wie am A-Platz, den 4000 Zuschauer umsäumen können, die Arbeiten im Gange sind.

Außer diesen Baukosten muß der Club – eine bittere Pille – 100.000 DM für die im Frühsommer 1966 erfolgte Verrohung des Fischbaches zahlen und weitere 80.000 DM für einen Tiefbrunnen ausgeben, der zur Zeit gebaut wird. Dennoch: 1967 soll die Anlage dem Bauherrn fix und fertig übergeben werden. Dann wird der Club für den Sport aber zugleich auch für die Stadt Nürnberg, deren Namen er oft genug in die Welt hinaus getragen hat, eine weitere Pionierleistung vollbracht haben, die zuerst einmal Amateuren und Jugendlichen zugute kommt. Auf drei Konten

Es ist klar, daß auch ein Verein von der Größe des 1. FCN die großen Aufgaben nicht aus eigener Kraft bewältigen kann. Wenn sie vom Verein wacker angepackt wurden, dann nur, weil er sich der Mithilfe weiter Bevölkerungskreise sicher war.

Dabei ist man sich beim Verein im klaren, daß der Ruf an den Opfersinn zu einer Zeit mangelhafter spielerischer Erfolge einer Bundesligamannschaft auf steinigen Boden fallen könnte. Niemand indes sollte sich durch den Ärger, der sich oft genug im Stadion und bei Auswärtsspielen vor dem Rundfunk- oder Fernsehgerät ausbreitet, nicht zu kleinlicher „Vergeltung“ verleiten lassen. Es geht nicht um Lizenzspieler, die ihren Betrieb immer noch selbst tragen, sondern um die vielfältigeren und wohl auch wichtigeren Aufgaben, denen sich der 1. FCN außerhalb des Fußballs verschrieben hat.

Es mag sein, daß sich der Club ein wenig zu vorsichtig und etwas zu spät zu den Erfordernissen der Bundesliga bekannte, aber spielerische Rückschläge erlitten auch Vereine, die auf diesem Gebiet als Wegbereiter galten. Es mag sein, daß der Club den einen oder anderen Spieler verpflichtete, der die Erwartungen nicht erfüllte, aber es gibt kaum einen anderen Verein, dem dieses Mißgeschick nicht widerfahren wäre. Es mag sein, daß der magere Tabellenstand darauf beruhte, daß ein Trainer verpflichtet wurde, der die Synthese zwischen seinen Theorien und der Spielweise nicht fand, die in ihrer Eigenart immer wieder die Grundlage der größten Cluberfolge bildete.

Solche Entwicklungen kann man nicht unbedingt vorhersehen, abgesehen davon, daß hervorragende Trainer, die technisches Können, taktischen Verstand, pädagogische Fähigkeiten, Einfühlungsvermögen, Autorität und eine je nach den Erfordernissen wandelbare Methodik in sich vereinen, auch heute noch Mangelware sind. Vielleicht ist die Anforderung ein wenig viel, die über eine ehrenamtlich tätige Vorstandschaft hereinbricht, die mangels anderer Erfahrungen von der Verpflichtung eines hauptberuflichen „Managers“ abgesehen hat.

Trotzdem kann niemand daran rütteln: der Club wird mit seinem „Unternehmen Valznerweiher“ einer Aufgabe für die Nürnberger Bevölkerung gerecht und er trägt dazu bei, daß der Ruf, den die Stadt in der Sportwelt genießt, nicht verloren geht. Wo jedoch der Glanz gelitten hat, soll er erneuert werden. Das ist schon ein Ziel, das des Schweißes und der Mithilfe der Edlen wert ist.

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