27. Juni 1966: Getauft und zerrauft

27.6.2016, 07:30 Uhr
27. Juni 1966: Getauft und zerrauft

© Eißner

Dagegen waren die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in ihrem Element. Im Stadionbad nahmen sie mit der Neptuntaufe sechs junge Helfer in ihrem Kreis auf. Der "Gott der Meere, Flüsse, Bäder und Kanalisationen" war höchstpersönlich erschienen und gab den Nürnberger Wasserpantschern die Ehre. Mit den Zeichen seiner Würde – einem weiten Umhang, einem riesigen Dreizack und einer Krone auf dem Tang, das ja bekanntlich das Haupt des großen Neptun ziert – thronte er über den festlich gestimmten Schwimmern und betrachtete wohlwollend das Schauspiel der Taufzeremonie.

27. Juni 1966: Getauft und zerrauft

© Eißner

Gewaltige Schergen mit Henkerskapuzen schleppten sechs Burschen vor seine Majestät. Die Ärmsten boten ein gar jämmerliches Bild. Wegen der Neptuntaufe, bei der man Haare lassen muß. Ein Arzt untersuchte vorerst einmal die jungen Täuflinge, denn es hätte schließlich möglich sein können, daß sie den Strapazen des hochoffiziellen Zeremoniells nicht gewachsen gewesen wären. Onkel Doktor sprühte ihnen Soda in den Mund, schmierte Marmelade in ihre Ohren und verabreichte ihnen eine Wasserspritze. Auskuriert kamen sie dann zum Bader. Der schäumte sie ein und rasierte sie mit einem herrlich großen Messer. Statt Kölnisch gab es zum Abschluß dieser Prozedur echtes Leitungswasser. Kübelweise und umsonst.

Schöngemacht standen die Wasserpantscher vor dem Meeresgott. Sie zitterten, ob vor Kälte oder aus Ehrfurcht vor Neptun und seiner Garde ist nicht bekannt. Der Zeremonienmeister bestimmte sodann den Hauptakt der Feierlichkeit. Er ordnete an, daß das Haupt der Jünglinge ins Wasser einzutauchen sei. Die Schergen taten es. Mehrmals sogar.

Mit dem Festessen endete die Feier. Es gab Fisch und kühles, reines Wasser. Der hohe Gast aus dem Meer trank "es" aus einem steinernen Bierkrug. "Die Neptuntaufe, die in anderen Städten schon zur Tradition wurde, ist in Nürnberg eine Neuheit. Sie soll dazu beitragen, daß die Geselligkeit in unserer Ortsgruppe nicht zu kurz kommt", erklärte DLRG-Vorsitzender Gerhard Künzel und freute sich: "Die Taufe war ein Spaß."

Getauft wurden auch die Teilnehmer des Geschicklichkeitsturniers am Norisring. Allerdings hatten sie keinen Spaß daran. Der Regen hinderte sie beim Fahren durch die Hindernisse. Und so kamen lediglich drei Sportler am Lenkrad mit nur einem Strafpunkt ans Ziel.

Die Sieger: Werner Hagen (Klasse C1), Arthur Rühl (C2 und C4), Dieter Gliffe (C3), Horst Lang aus Hof, in der Gästeklasse. Tagesbester und Stadtmeister wurde Arthur Rühl.

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