27. März 1966: Erste "Schritte" auf vier Rädern

27.3.2016, 08:42 Uhr
27. März 1966: Erste

© Friedl Ulrich

Die meist jugendlichen Damen und Herren, von gestandenen Fahrern begleitet, sind überwiegend Kursteilnehmer einer Fahrschule und holen sich hier zusätzliche praktische Erfahrungen, andere, die sich noch nicht als Schüler eingeschrieben haben, probieren erst einmal, ob sie überhaupt das Zeug dazu haben, mit einem vierrädrigen Untersatz fertig zu werden. Es trollen sich aber auch jene hier, die längst die Fahrerlaubnis in der Tasche, aber immer noch nicht den nötigen "Schmiß" haben, in eine Parklücke einzubiegen.

27. März 1966: Erste

© Friedl Ulrich

Drei Wracks vom Autofriedhof bilden in einer Längsparkbucht die gefürchteten Hindernisse. Die Abstände zwischen diesen "Puffern" sind unterschiedlich groß. "Wie hineinpassen?", das ist die Frage, und wenn's klappert, dann ist es bei den Veteranen nicht schlimm. Das vom Rost angenagte Chassis zittert ein wenig,aber sonst passiert nichts, und von Fahrerflucht ist keine Rede.

Jeden Tag von 10 Uhr früh bis zum Dunkelwerden, samstags und sonntags auch von 7 Uhr an, herrscht auf dem früheren Waldstück ein munteres Kurven. Selbst von Lichtenfels, Coburg und Bamberg sowie aus dem übrigen Mittelfranken kommen die künftigen Kavaliere am Steuer herbei, um das Anfahren am Berg, das Rückwärtsfahren, das Anhalten, Schalten, Blinken und Überholen zu üben. Auch so mancher Amerikaner läßt sein deutsches "girl" mit seinem Straßenkreuzer fahren – als kleines Präsent für große Freundschaft.

Rundherum wie auf der Achterbahn

Besonderer Andrang herrscht am Wochenende auf dem 10 000 Quadratmeter umfassenden Gelände kurz vor der Autobahnausfahrt Nürnberg-Nord. Asphalt- und Kiesbahnen sind innerhalb einer Übungsstunde – mit 3,50 DM plus 1,50 DM Tages-Haftpflichtversicherung veranschlagt – oft von 15 Fahrzeugen "heimgesucht". Trotzdem gibt es kein Gedrängel. Wie auf der Achterbahn geht es schön rundherum. Nur ab und zu, das liegt in der Natur der Sache, macht mal ein Motor "blubb" – und steht.

Der bisher einzige Nürnberger Übungsplatz – in der näheren Umgebung besteht noch einer bei Reichenschwand – ist vom Bierweg aus zu erreichen. Der ADAC plant den Bau eines weiteren Übungsgeländes in der Gegend des Flughafens. Noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten auf dem 90 000 Quadratmeter großen Grundstück begonnen werden. Zuvor aber will der Gauvorstand den Platz in Recklinghausen besichtigen, der gegenwärtig als der modernste gilt.

"Ich finde dieses Training großartig", sagt eine 18jährige Blondine, die gerade ihre Karussellreise hinter sich hat, "und wenn ich da an die Perfekten denke, meine ich, sie sollten hier auch ein paar Übungsstunden einlegen!" Sie hatte offensichtlich die "alten Hasen" im Visier, die meist als "Sonntagsfahrer" deklariert, ihr Auto wie eine Blindschleiche durch den Verkehr steuern.

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