28. Oktober 1966: Drehscheibe im "Steckalaswald"

28.10.2016, 07:00 Uhr
28. Oktober 1966: Drehscheibe im

© Ulrich

Soviel muß das Autobahnbauamt Nürnberg ausgeben, um mitten im "Steckalaswald" eine Verkehrsdrehscheibe zu errichten, die jeden Vergleich mit der Frankfurter Anlage aushält. Ein Schönheitsfehler bleibt allerdings: in Richtung Altdorf entsteht vorerst nur ein kleiner Autobahnstummel. Wenige hundert Meter nach dem Kreuz endet die Straße im Gelände.

Die Bauarbeiten laufen - soweit es das Wetter zuläßt - auf Hochtouren. Zwei Mischanlagen produzieren täglich 255 Tonnen Asphalt verschiedener Zusammensetzung. Der benötigte Beton wird fertig angerührt herantransportiert. Gleich neben diesen Mischanlagen steht die "Stabsbaracke", von der Dipl.-Ing. Fritz Schönleben neben dem schönen Blick auf Haimendorf und den Moritzberg ein wachsames Auge auf den Baufortschritt hat.

In seiner von Herbstblumen umgebenden "Residenz" hängen viele Pläne an der Wand, an denen er den derzeitigen Stand der Arbeiten erklären kann. Ehe aber Dipl.-Ing. Schönleben mit der Zwischenbilanz beginnt, beklagt er sich erst einmal darüber, daß er vom Wettergott im Stich gelassen wurde. Wegen des Regens habe man oftmals die Asphaltarbeiten abbrechen müssen. Jetzt bräuchte er noch zehn trockene Arbeitstage, damit vor dem Winter auf verschiedenen Abschnitten der Fahrbahnbelag aufgebracht werden könnte.

Trotzdem kann der Beamte des Autobahnamtes Erfolge aufzählen. Auf der Frankfurter Seite wurde inzwischen die Hauptfahrbahn fertiggestellt, während auf der Nebenfahrbahn Frankfurt-Regensburg noch der Gußasphalt fehlt. Außerdem liegt bereits die Tangente Frankfurt-München bis auf die letzte Standspurdecke im Boden, sind auf 2,4 Kilometer Länge Haupt- und Nebenfahrbahn auf der Route Berlin-München sowie die Kreisbahn für jene Autofahrer vollendet worden, die später einmal von Regensburg kommend im Bogen auf die Münchner Seite überwechseln möchte.

CSSR will nach Westen bauen

Die Tangente München-Regensburg und die Kreisbahn München-Regensburg präsentieren sich dagegen noch ohne Feinbinder und Gußasphalt, die Tangente Regensburg-Berlin gedieh bis zur Vermörtelung und dem Randstreifen, während mit der Tangente Frankfurt-Berlin erst im nächsten Jahr begonnen wird. Wann es allerdings vom "Nürnberger Kreuz" aus nach Osten weitergehen soll, steht – vor allem wegen der in Bonn drohenden Kürzung der Mittel für den Autobahnbau – noch nicht genau fest. Vermutlich reicht das Geld zunächst für den Weiterbau bis nach Altdorf, wo sich die Autobahn nach Regensburg und Amberg gabelt.

Dabei könnte künftig der Strecke zur tschechischen Grenze große Bedeutung zukommen, so utopisch ein solcher Gedanke bei der politischen Lage anmuten mag. Aber auch der östliche Nachbar will eine Autobahn nach dem Westen bauen. Dr. Ernst Müller-Hermann, der Verkehrsexperte der CSU, berichtet darüber nach seinem Besuch in Prag. Die englische Wirtschaftszeitschrift "The Economist" veröffentlichte einen Bericht über die Straßenplanung in der CSSR, zu der auch eine Autobahn Prag-Nürnberg über Pilsen gehört.

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