29. Januar 1966: Buch gehört wieder den Bauern

29.1.2016, 07:00 Uhr
29. Januar 1966: Buch gehört wieder den Bauern

© Gerardi

„Das Geschäft ist um die Hälfte zurückgegangen“, bedauern hingegen Luise, die Bammes-Wirtin, und Tankstelleninhaber Wilhelm. So gegensätzlich sind die Erfahrungen seit dem 21. Dezember in Buch. An diesem Tag wurde die Umgehungsstraße vom Wellenweg bis zum nördlichen Anschluß an die Bundesstraße 4 freigegeben. „Die Verkehrsbefreiten danken“, stand damals auf einem Plakat, das einen Traktor in der Eröffnungskolonne schmückte.

Heute fühlen sich die meisten Bucher, vor allem die Anwohner der Hauptstraße, in der Tat befreit von den Gefahren eines unablässig rollenden Durchgangsverkehrs. Auf dem unteren Teil der Ortsdurchfahrt, vor der Einmündung der Straße nach Fürth, herrscht eine ungewohnte Ruhe. Die Traktoren haben freie Fahrt. Am Straßenrand darf geparkt werden.

Eine große Entlastung

Die Eltern müssen nicht mehr um ihre Kinder bangen, wenn sich die Buben und Mädchen auf den Schulweg machen, und der Unterricht wird kaum durch Verkehrslärm gestört. Sogar die Luft ist besser geworden, seit die schweren Laster nicht mehr ihre Abgase auspuffen. Die Hausfrauen von Buch müssen die Fenster nicht mehr so oft putzen, und groß und klein freut sich über die zuerst ungewohnte Nachtruhe und den besseren Schlaf.

Luise, deren Lebensmittelgeschäft an der Hauptstraße liegt, kann nicht über Umsatzrückgang klagen. Im Gegenteil, zu ihr kommen Kunden aus der Siedlung, die sich früher nicht in den Ort wagten. Als Geschäftsfrau und Mutter bekennt sie ehrlich: „Die Umgehungsstraße ist schon eine große Entlastung für uns.“

Die „Leidtragenden“ und „Umleitungsgeschädigten“ sind die Wirte und Tankstellenbesitzer. Luise stellte schon am 21. Dezember einen „schlagartigen Umsatzrückgang“ fest. Die Fremden bleiben aus, es kommen fast nur noch Stammgäste. Im Gasthof Bammes übernachten weit weniger Gäste als früher, der geschäftliche Ausfall ist beträchtlich.

Tankstellen liegen abseits

Ähnlich sind die Klagen in der Tankstelle. Dort bedauert Wilhelm, daß die alte Zufahrt nach Buch am Wellenweg mit Abweisplanken versperrt ist und die Kraftfahrer erst etwa dreißig Meter weiter links einbiegen können. Die Straßenaufsichtsbehörde mußte sich aber zu dieser Lösung entschließen, weil sie Unfälle vermeiden wollte. Rechtwinkliges Abbiegen sei erfahrungsgemäß viel sicherer als ein Ausscheren im spitzen Winkel, heißt es.

Um nicht ganz abseits zu sitzen, überlegen Wirte und Tankstellenbesitzer, ob sie vor der südlichen und nördlichen Ortseinfahrt Buch mit Schildern darauf hinweisen sollen, daß man in Buch gut essen, trinken und tanken kann. Bis zum Beginn der Urlaubszeit, so meinen sie, sollen die Plakate stehen. Ein paar Fremde müßten auch jetzt noch in die ländliche Idylle von Buch passen.

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