29. September 1965: Lorbeer für Locken

29.9.2015, 07:00 Uhr
29. September 1965: Lorbeer für Locken

© Gerardi

Das Fazit des Wettbewerbs in der Messehalle: die Figaros scheren sich nicht mehr in erster Linie um die „Filigranarbeit“ bei einer Damenfrisur. Sie legen Wert auf eine tragbare Haarpracht, wobei sie zwar modisch, aber nicht extravagant sein soll. „Die Frisur muß schön sein und praktisch zugleich“, erklärte Landesinnungsminister Ludwig König dazu.

Der Friseur der bayerischen Friseure ist Hans Werner Ehelechner im Damenfach. Vierter wurde Winfried Löwel, Nürnberg. Den schönsten Herrenhaarschnitt frisierte Bernhard Veckenstedt aus München. Walter Schwendtner aus Nürnberg errang den dritten Platz.

Sowie den 120 Modellen auf dem breiten Laufsteg in der Messehalle am Sonntag und Montag die Haare frisiert wurden, so sollen die Damen und Herren, die Kunden der Figaros, im Herbst und Winter auch gekämmt sein. Die Reaktionen für die Köpfe Eitler und weniger Eitler wurden geschaffen. Sie sind duftig, anschmiegsam, geben dem Gesicht jene schmale Form, wie es sich Damen erträumen und Herren wünschen.

Diese schönen Frisuren sollen die Damen attraktiver und die Frisurgeschäfte anziehender machen. Bayerns Figaros haben etwas gegen das Motto: „Do it yourself“. Sie halten ihren neuen Wahlspruch dagegen: „Friseurgepflegt gewinnst Du!“ Sie denken dabei in erster Linie an den häuslichen Frieden, denn „wir wollen nicht, daß Ehefrauen mit Lockenwicklern ihren Männern vor der Nase herumlaufen und eventuell Haare in der Suppe lassen“.

In den nächsten fünf Jahren werden die bayerischen Friseure deshalb verstärkt für ihren Beruf werben. Bei ihrer Landesverbandstagung, die gestern im „Deutschen Hof“ abgehalten wurde, erklärten sie, der Kunde werde das Bemühen der Haarformer um tragbare und hübsche Frisuren anerkennen und den Preis hierfür gerne bezahlen. Der Lohn für den Dienst an der Schönheit sei außerdem nicht gestiegen. Der Tarif im Friseurhandwerk gilt seit vier Jahren.

Eine angeregte Diskussion führten die Friseure zum Thema „Nachwuchs“. Ludwig König erklärte, die Zahl der Lehrlinge habe heuer im Vergleich zu den Vorjahren abgenommen. Diese Tendenz sei jedoch nicht besorgniserregend. „Friseure werden in den einschlägigen Geschäften gebraucht, in Film- und Fernsehstudios, auf Schiffen und in Flugzeugen. Unsere Kollegen haben vielfältige Möglichkeiten.“

Die steigenden Anforderungen, die an den Figaro von heute gestellt werden, will der Verband dadurch meistern, daß er den Nachwuchs intensiver denn je schult und ihn vor allem den Umgang mit Menschen lehrt. „Psychologisches Einfühlungsvermögen gehört heute ebenso zu unserem Beruf wie fachliches Können.“ Meister Ludwig König sagt: „Höflichkeit macht sich bezahlt.

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