3. April 1966: Flucht aus der Uni

3.4.2016, 07:00 Uhr
3. April 1966: Flucht aus der Uni

© Eißner

Erstmal mußten Studiker und Professoren für ein Examen ausquartiert werden. Sie haben die drangvolle Enge in der Universität an der Findelgasse verlassen und schlugen ihre „Zelte“ im geräumigen Messehaus auf. Mit einem lachenden und einem weidenden Auge betrachten sie ihre „Flucht“ aus der Alma mater.

Der Auszug aus der Uni hat erneut den umstrittenen Standort für den geplanten und bereits beschlossenen Fakultätsneubau in die Diskussion gebracht. „Wir sind glücklich darüber, daß wir im Messehaus genügend Platz haben“, meint Prüfungsleiter Professor Dr. Karl Gustav Specht. Er freut sich über die Ausweichmöglichkeit, weist aber gleichzeitig auf eine Menge organisatorischer Schwierigkeiten hin.

Die künftigen Betriebswirte, Volkswirte, Handelslehrer und Sozialwirte, die gestern ihre Diplom-Prüfung beendeten, äußern sich in ähnlichem Sinne. „Eine Klausurarbeit für über 200 Leute auf kleinen Hörsaalbänken – unmöglich“, urteilen sie. „Hier hat jeder einen Tisch für sich. Trotzdem trauern wir der Uni-Atmosphäre nach“.

Wesentlich härtere Töne schlägt Professor Dr. Franz Ronneberger, Pressereferent der 6. Fakultät, an. Er bezeichnet es rundweg als Schande, daß eine Diplomprüfung „außerhalb“ abgehalten werden muß. Diese Tatsache unterstreiche erneut, wie dringend notwendig ein Neubau sei. Das Vorhaben der Stadt, die neue Universität auf dem Wetzendorfer Espan zu bauen, findet er unzumutbar. „Wir halten nach wie vor an dem Gelände in der Regensburger/Scharrerstraße fest“, betont er, „weil es im Zentrum liegt und einen schnellen Baubeginn zuläßt“. Im übrigen verstehe er nicht, „wie die Stadtverwaltung sich so verhalten kann und der Universität jegliche Kompetenz abspricht“.

Die umstrittene Standortfrage für den Universitäts-Neubau beschäftigt jetzt auch die Bayerische Staatsregierung. Wie berichtet, hat sie der SPD-Abgeordnete Ferdinand Drexler um eine Stellungnahme in dem seit langem schwelenden Streit gebeten. Eine klärende Antwort liegt aber aus München noch nicht vor.

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