3. August 1966: Bruchlandung ging noch gut ab

3.8.2016, 08:30 Uhr
3. August 1966: Bruchlandung ging noch gut ab

© Hans Kammler

Es gab vier Verletzte, die ins Krankenhaus gebracht wurden. Sie hatten sich Schnittwunden und Prellungen zugezogen, als sie durch die Notausgänge sprangen. Ob sie auch Knochenbrüche erlitten haben, ist noch nicht bekannt. Sanitäter und Feuerwehr waren binnen weniger Minuten zur Stelle.

Bei der Unglücksmaschine, die mit 34 Personen und vier Mann Besatzung nach Nürnberg unterwegs war – der Pilot ist die Strecke schon mehr als 60 Mal geflogen – sind der rechte Motor schwer ramponiert, das Bugrad nicht mehr vorhanden und die Propeller weg. Das Luftfahrtbundesamt wird die Unfallursache, über die bis Redaktionsschluß keine Klarheit bestand, feststellen. Mindestens bis morgen Mittag bleibt die Landebahn auf dem Flughafen gesperrt. Die Post, die mit dieser Maschine befördert werden sollte, wird von der Bundesbahn übernommen. Die Kriminalpolizei befragte die unverletzten, aber verstörten Passagiere sowie die Besatzung.

3. August 1966: Bruchlandung ging noch gut ab

© Hans Kammler

Große Aufregung kurz vor 22 Uhr auf dem Flughafen: Sirenen schrillten, Feuerwehrwagen und Sanitätsautos jagten über die Asphaltpisten und Passanten und Gäste im Restaurant strömten zusammen – die zweimotorige "Metropolitan" von Frankfurt war "auf die Nase gefallen".

Dichter Qualm über Landebahn

Dichter Qualm versperrte zunächst die Sicht, doch als die Schaumlöscher ihr Werk verrichtet hatten, hoben sich die Konturen der Unglücksmaschine auf der Landebahn genau ab. Die vier verletzten Passagiere, die aus dem hinteren Notausgang etwa drei Meter tief abgesprungen waren und sich zumeist erheblich verletzt hatten, waren bereits von Sanitätern abgeholt und in die Krankenhäuser gebracht worden.

Innerhalb kurzer Zeit waren auch Bürgermeister Franz Haas, Stadtrat Hans Hoffmann, Flughafendirektor H. H. Starke und Kriminalrat Heinrich Helldörfer zur Stelle, um sich über den Umfang des Personen- und Sachschadens zu informieren. Die nicht verletzten Passagiere, die allesamt in Frankfurt an Bord gegangen waren, um sorglos nach Nürnberg zu fliegen, hatten noch länger damit zu tun, den Schock loszuwerden, der sie nach der unglücklichen Landung befallen hatte.

Am Flugfeldrand, im Warteraum und in der Empfangshalle standen sie mit denen, die sie erwarteten, zusammen und diskutierten das Geschehen. "Bei etwa 30 Meter Höhe, die wir noch vor der Landung hatten", erzählte ein Fluggast, "da merkte ich schon, daß die Maschine stark gedrückt wurde und daß es ein paar 'Bumser' gab. Dann kamen noch einige 'Holperer' und schließlich qualmte es auch schon!"

Panik unter Passagieren

Daß einige Passagiere die Nerven verloren und sogleich aussteigen wollten, führte zu einer kurzfristigen Panik – aber erst, als die Maschine schon mit der "Nase" im Beton steckte. "Dabei habe ich mir lediglich den Fuß verstaucht, denn ich wollte ja auch raus!", sagte ein weiterer Fluggast. "Nur weil es plötzlich stockdunkel war, wurde ich unruhig", meinte ein Nürnberger Geschäftsmann, aber auch er war, wie alle anderen, auf seinem Sitzplatz angeschnallt und wurde daher nicht hin- und hergeschleudert.

Wer über die eilends heruntergelassene Gummirutsche auf sicheren Boden gelangte – sie ist für Notfälle konstruiert und an der Bordtür angebracht – war verhältnismäßig rasch wieder "beieinander". Überhaupt: es ist alles noch gut gegangen. Die Lufthansa ließ Cognac ausschenken, und so kamen die verschreckten Flugreisenden wieder zu sich. Dennoch sprachen sie noch länger über dieses "Risiko ihres Lebens".

Harald Meyer, stellvertretender Dienststellenleiter der Lufthansa, konnte gestern Nacht ebenso wenig Erklärungen abgeben wie die den Unfall ermittelnde Kriminalpolizei. Genaue Nachprüfungen sind noch erforderlich. Dennoch: Zeugen und Sachverständige sind erleichtert, daß die Bruchlandung noch so glimpflich verlaufen ist.

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