3. Juli 1967: Bauernhöfe gestürmt

3.7.2017, 07:00 Uhr
3. Juli 1967: Bauernhöfe gestürmt

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Am "Tag der offenen Tür auf dem Bauernhof" zogen etwa 750 Zaungäste durch drei landwirtschaftliche Musterbetriebe in Wendsdorf und Fernabrünst im Kreis Fürth. Die sonntägliche Invasion war als Goodwill-Tour gedacht: sie soll dazu beitragen, den Kontakt zwischen der Land- und Stadtbevölkerung zu verbessern und Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.

"Das Experiment ist gelungen", freute sich am Abend der Direktor des Landwirtschaftsamtes Fürth, Oberregierungs- und Landwirtschaftsrat Rudolf Heid.

Staunen über teure Geräte

In sieben Omnibussen und 300 Privatwagen kamen die Nürnberger angereist und nahmen fünf Stunden lang die Betriebe von Hans Mayer und Fritz Rupprecht (je 35 Hektar) sowie Georg Viehbeck (22 Hektar) in Beschlag. Ohne die Nase zu rümpfen, "studierten" die Besucher die Kühe, Schweine- und Rinderställe, staunten über den teuren Gerätepark, ließen sich in allen Einzelheiten die Anbaumethoden schildern und drangen sogar bis in die Keller vor. In den drei Höfen standen alle Maschinen still und alle Türen offen - selbst in die Schlafgemächer der buchführenden Landwirte durfte ein Blick geworfen werden.

Bei der ökonomischen Besichtigungstournee hörten die Städter keine einzige finanzielle Klage von der "grünen Front". "Wir müssen zwar hart arbeiten aber uns geht es gut", erklärte Hans Mayer in Wendsdorf. Und bereitwillig beantwortet er auch eine neugierige Frage aus dem Hintergrund nach dem Verdienst. "Meine Familie kommt im Monat auf 2000 DM netto", sagt der Bauer mit Abitur. Sowohl er als auch seine beiden Kollegen in Fernabrünst sind nur zu einem Teil Landwirte, denn in ihren modernen und durchrationalisierten Betrieben wird ein straffes Management geführt.

Frische Milch für Gäste

Das Ergebnis: die drei Bauern sind Buchhalter, Chemiker, Tierärzte und Kraftfahrzeugmechaniker in einer Person. Sie kalkulieren genauso scharf wie Industrielle und rechnen mit halben Arbeitskräften. "Wir können heute keine Allround-Betriebe mehr erhalten", meint Hans Mayer, "und über wenige Anbauzweige müssen wir sehr viel wissen." Das ist das Geheimnis seines Erfolges, der inzwischen ebenso viele Nachahmer wie Neider gefunden hat.

Die Besucher aus der Großstadt, die mit frischer Milch gestärkt wurden, lobten allesamt den Erfahrungsaustausch auf dem Lande. Die meisten waren von drei Betrieben ehrlich überrascht. Ihr Rat fand bei den "Offiziellen" offene Ohren: man sollte öfter aufs Land fahren.

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