3. Juni 1966: Die Altstadt wird umgekrempelt

3.6.2016, 07:20 Uhr
3. Juni 1966: Die Altstadt wird umgekrempelt

© Gerardi

"Die Idee ist von der Pfannenschmiedsgasse in die Breite Gasse gewandert", so deutete Baureferent Heinz Schmeißner gestern im Verkehrsausschuß den Sinneswandel. Zugleich mit dem Dorado für die Passanten will die Stadt mit einem raffinierten System von Einbahnstraßen aufwarten, mit dem sich die Kraftfahrer gewiß noch in diesem Jahr vertraut machen müssen.

Baureferent Heinz Schmeißner ließ in seinem Bericht erkennen, daß umfangreiche, bis in alle Einzelheiten gehende Untersuchungen angestellt werden mußten, ehe jetzt der Schritt gewagt und eine Fußgängerzone geschaffen werden kann, die diese Bezeichnung auch verdient. Dabei waren insbesondere wegen des Zuliefererverkehrs viele Schwierigkeiten zu überwinden. Dennoch: in den nächsten Tagen verhandelt die Stadt mit dem Einzelhandelsverband, der bereits zu verstehen gegeben hat, daß die Abneigung der Anlieger kräftig abgenommen hat und sich Zustimmung bemerkbar macht.

So steht dem Plan, die Kraftfahrzeuge aus der Breiten Gasse zu verbannen, nicht mehr viel im Weg. Die Zeit kann abgesehen werden bis die Nürnberger in diesem Stück "City" ungestört zum Einkauf gehen können – inmitten einer hübsch gestalteten Umgebung mit so attraktiven Beigaben wie Vitrinen und großen Schalen, in denen Blumen in allen Farben blühen.

Vorweggenommener Innenstadt-Ring Doch was des einen Freud' ist des anderen Leid. Zugleich mit dem neuen Fußgängerbereich, von dem sich die Stadt eine weitere Belebung der Innenstadt verspricht, ist im Bauhof ein Einbahnsystem ausgeklügelt worden, dessen Einzelheiten Oberbaudirekttor Karl Schaller noch vor den Ferien im Verkehrsausschuß preisgeben will. Es nimmt den geplanten Innenstadt-Ring vorweg, der erst nach dem Bau der Kurt-Schumacher-Straße in die die Tat umgesetzt werden kann.

Die Annahme, daß die Karolinenstraße in Richtung Weißer Turm zur Einbahnstraße wird und die Kraftfahrer nach Osten über die Nadlers- und Kohlengasse zum Kornmarkt und Hallplatz rollen müssen, dürfte den Plänen sehr nahekommen. Dabei ist beabsichtigt, die Einmündung des Hallplatzes in die Königstraße in die Höhe der gegenüberliegenden Theatergasse zu verlegen, so daß die auch später in beiden Richtungen befahrbare Königstraße ohne Kurbelei am Lenkrad überquert werden kann.

Oberbaudirektor Karl Schaller kündigte an, daß die Umstellung nach diesen Plänen – Baureferent Heinz Schmeißner sprach von einer "pfiffigen Sache" – im Laufe des September erfolgt, zumal sich die Experten ohne diesen Eingriff die Aufrechterhaltung des Verkehrs zur Weihnachtszeit nicht mehr vorstellen können.

Verwandte Themen


Keine Kommentare