3. September 1967: Fackeln gegen den Krieg

3.9.2017, 07:00 Uhr
3. September 1967: Fackeln gegen den Krieg

© Gerardi

Verbittert kritisierte ein ergrauter Alt-Gewerkschaftler bei der abendlichen Kundgebung im Waffenhof seine eigenen Kollegen: „Da hätten ruhig mehr Spitzenfunktionäre hergehört. Was war da doch früher losgewesen!“ Fritz Angermeier von der IG-Metall-Bezirksleitung München hielt vor einigen hundert Zuhörern eine flammende Rede gegen jede Form von Aufrüstung und Krieg.

Der Sprecher erinnerte an den Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 und zeichnete das alte Sprichwort „Wenn du den Frieden willst, dann rüste zum Krieg“ schlichtweg als überholt. „Wir Kriegsdienstgegner sind Realisten. Wir demonstrieren auch gegen die Vergeßlichkeit, dagegen, daß sich keiner mehr der großen Weltbrände erinnern will und wie sie entstanden sind!“

Scharf brandmarkte der Sprecher den Vietnam-Krieg. Wenn man den Völkern erzählte, die Amerikaner verteidigten im Fernen Osten die Freiheit dann sei das eine Volksverhetzung. „Der Krieg in Vietnam ist ein Verbrechen!“ Der Appell der Arbeiter auf der ganzen Welt richte sich an alle Staatsmänner, sich ihrer vornehmsten Aufgabe bewußt zu werden: den Frieden zu sichern.

Schon am Nachmittag hatten „Die city preachers“ in der Pfannenschmiedgasse vor einem vorwiegend jugendlichen Publikum, darunter auch mehrere Gammler, ihre Lieder gegen den Krieg gesungen, während der Münchner Schriftsteller Erasmus Schöfer politische Prosa laß. Vor der Kundgebung im Waffenhof traten die Folksong-Gruppe und der Schriftsteller im Heilig-Geist-Spital auf.

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