30. Dezember 1966: Eine teure Knallerei

30.12.2016, 07:00 Uhr
30. Dezember 1966: Eine teure Knallerei

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Die pyrotechnischen Artikel sind noch raffinierter, noch effektvoller in ihrer Wirkung und leider auch teurer, als vor zwölf Monaten.

Wenn es streng nach dem Gesetz ginge, müssten die Kracher noch unter Verschluss gehalten werden. Aber auf den Straßen und Plätzen zischt, heult und donnert es bereits beängstigend oft.

"Pyrotechnische Gegenstände mit Knallwirkung der Klasse II dürfen nur am 30. und 31. Dezember abgegeben und in der Silvesternacht gezündet werden." So steht es nüchtern im Landesstraf- und Verordnungsgesetz. "Unsere Beamten haben strikte Anweisung", so betont Kriminalhauptmeister Georg Munkert vom Kommissariat für Waffen, Sprengstoff und Brandstiftung, "die Durchführung der Bestimmungen zu überwachen". Vor allem werden sie ein scharfes Auge darauf werfen, dass die Feuerwerkskörper nicht von Personen unter 18 Jahren erworben werden.

Die Salutschüsse zu Silvester führen in jedem Jahr zu schweren Unfällen und oft auch zu Bränden: wenn sie angezündet und weggeschleudert werden, sind sie kaum zu kontrollieren. Das gilt insbesondere für Frösche und Heuler, die feuerspeiend durch die Luft zischen. Wer am Neujahrstag seine Restbestände an Knallkörpern explodieren lassen möchte, muss sich in acht nehmen, weil die Geschosse der Klasse II lediglich in der Silvesternacht abgefeuert werden dürfen. Die Polizei drückt zwar gern ein Auge zu, aber wer weiß… Gänzlich unter Verbot steht das Schießen mit Leucht-, Gas- und Schreckschusspistolen "in von Menschen besuchten und bewohnten Orten".

Obwohl die Knallerei also zeitlich begrenzt ist, wird heute und morgen ein Ansturm auf die Geschäfte losbrechen. "Mein Lager wird morgen abend bestimmt geräumt sein", hofft ein Drogist in der Innenstadt, der sich auf das Saisongeschäft gut vorbereitet und sein Verkaufspersonal verstärkt hat.

Und was in den Regalen und Schubladen massenweise verstaut liegt, stellt an den Geldbeutel einige Anforderungen. "Die teuerste Rakete kostet bei uns fünf Mark", verrät der Mann hinterm Ladentisch, "aber die sind am schnellsten ausverkauft".

Das Angebot ist reichhaltiger denn je. Es reicht von Kanonenschlägen der verschiedensten Kaliber über Schwärmer, Feuerstrahlen à la Vesuv, China- und Japanknaller bis zu hüpfenden, springenden und fliegenden Feuergebilden, die mit einem lauten Knall detonieren. Ungefährlich ist das Sortiment für die Kinder: Knallerbsen, Bengalhölzer oder Fackeln.

Die Scherzartikel stehen nach wie vor hoch im Kurs. Da springen nackte Neger aus Figuren, da hüpfen aus einem mit Sexgirls reichlich drapierten "Buch" bunte Bälle, aus Klingelknöpfen spritzt Wasser oder ein vorgetäuschtes Kartenspiel verpaßt dem Neugierigen einen kurzen Stromstoß. Nur ganz nebenbei: auch 1966, da wieder Millionen in die Luft gejagt werden, gibt es noch Blei zum Figurengießen.

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