31. März 1965: Bummel durch Lukullus' Reich

31.3.2015, 07:00 Uhr
31. März 1965: Bummel durch Lukullus' Reich

© Ulrich

Ihre freiwilligen Mühen wird zur Eröffnung Ministerialdirektor Eberhard Kuchter als Vertreter des bayerischen Wirtschaftsministers sicherlich mit einer Lob- und Dankrede honorieren. Das gaumenfreudige Publikum hat noch bis 7. April Zeit, „Ah's“ und „Oh's“ auszurufen. Schon jetzt, am letzten Tag der Vorbereitungen, steht es nämlich fest: die Gastronomen werden mit ihren lukullischen Köstlichkeiten den Besuchern eine Augenweide ersten Ranges bieten. 25 führende Betriebe Nordbayerns und zwei Berufsfachschulen demonstrieren in der Sonderschau „Der gedeckte Tisch“ erlesene Tafelkultur.

31. März 1965: Bummel durch Lukullus' Reich

© Ulrich

Mehr als 200 Einzelgänger der „weißen Fakultät“ warten mit 400 lecker dekorierten Platten auf, und bei der Kochkunstschau wird den Besuchern schließlich vollends das Wasser im Munde zusammenlaufen. Doch nicht jeder, der dieses Zauberreich betritt, soll Tantalusqualen leiden: im „Schlaraffenland“, das morgen in aller Herrgottsfrühe (in der Halle 3 S) frisch und üppig ausstaffiert wird, ist es zumindest jedem 100. Besucher vergönnt, nach Herzenslust zuzugreifen. Zehn Riesentische auf 480 Quadratmeter Flächen biegen sich hier unter der Last begehrter Delikatessen. Jeden Tag eilen Heinzelmännchen herbei, um die „kahlgeschorenen Büfetts wieder aufzufüllen“.

„In die Vollen“

Eine herzhafte „Unterlage“ wird ohnehin vonnöten sein, denn gleich nebenan wartet eine preisgekrönte Bierprobe, zu der Kellermeister Rudi Bauder täglich einlädt. Dabei gilt es für die „Bierologen“, Vollbier, Pils und Märzen, made in Nürnberg-Fürth, herauszuschmecken. Auch Stammtische, Clubs und Vereine können sich mannschaftsweise beiligen und 20-Liter-Fässer gewinnen. Mehr für die Damen ist ein „Flaschen-Quiz“ gedacht. Sie haben zu „beißen“ welcher gute Tropfen in welche charakteristische Flasche gehört. Die Schiedsrichter drücken nur aufs Knöpfchen und lassen elektronisch gesteuerte Lampen aufleuchten, um die Sieger zu ermitteln.

Das Sortiment an Überraschungen, das sich vor allem Ausstellungsleiter Helmuth Könicke ausgedacht hat, ist aber noch immer nicht erschöpft: „Bierführer“ können beim Fässerrollen und -stemmen Kraft und Beweglichkeit beweisen oder – wie jeder andere auch – auf den vollautomatischen Kegelbahnen kühn in die Vollen schieben. Vom SC HOTA 1923, Deutschlands zweitgrößtem Hotel- und Gaststätten-Sportverein, sind am Sonntag, 4. April, ab 11 Uhr, acht Geschicklichkeitsläufe auf der Straße hinter der Messehalle ausgeschrieben. Humoristische Einlagen sind vorbereitet.

So wird bei dieser Schau – auf 17.400 Quadratmetern Gesamtfläche und in sieben Hallen – ein buntes Allerlei für Fachmann und Laien geboten. Was Rang und Namen hat, macht mit – auch der „Verein Nürnberger Köche“, der im November 70 Jahre alt wird. „Wir wollen mit unserer Schau (Platten und ein „Kalbskopf mit Variationen“) schon jetzt einen Vorgeschmack auf unser Jubiläum geben“, sagt Vorsitzender Adolf Schneider. Vor fünf Jahren hatten diese gestandenen Männer Regierungspräsident Karl Burkhardt und Oberbürgermeister Dr. Urschlechter als Ehrenmitglieder in ihre Reihen aufgenommen. Doch zunächst sind alle Teilnehmer, die Nahrhaftes zeigen und anbieten, im „Fieber“; ihre Kunstwerke, auf hochglanzgeputzten Tabletts, müssen noch gelingen. Seine Majestät, der Gast, soll Augen machen - aber dafür auch Zeit mitbringen! Denn für den Besuch in diesem Reich Lukullus' sei nicht der Marathonlauf, sonder der genüßliche Schlendrian angeraten.

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