31. März 1966: Schachspiel im Freien

29.3.2016, 07:00 Uhr
31. März 1966: Schachspiel im Freien

© Eißner

Auf den Bildtafeln der Wanderschau entdeckten gestern Bürgermeister Franz Haas und Baureferent Heinz Schmeißner eine Boccia-Bahn und ein Schachbrett unter freiem Himmel. "So etwas brauchen wir auch", sagten sie in einem Atemzug. Wenn der Stadtrat mittut, soll die Bevölkerung bald in den Grünanlagen Boccia und Schach spielen können.

Für ein königliches Spiel großen Stils im Stadtpark versprach Stadtrat Hans Hofmann sogar schon Figuren als Gabe des Vorstadtvereins Nord. Ansonsten bietet die Ausstellung, die im vergangenen Jahr von der Arbeitsgemeinschaft für Garten- und Landschaftskultur für die Bundesgartenschau in Essen zusammengestellt worden ist und seither durch die Lande reist, einen aufschlußreichen Einblick in die grüne Arbeit der deutschen Städte. "Der Vergleich ist hochinteressant", sagte der Baureferent bei einem ersten Vorbeimarsch an den 94 großformatigen Photos in der Halle des Wolffschen Rathauses. "Auf manches müssen wir mit einigem Neid blicken!"

Dennoch kann sich Nürnberg in der Konkurrenz mit den Parks von Kassel und Stuttgart, den Uferpromenaden von Heidelberg, Frankfurt und Köln, dem Schloßgarten von Berlin-Charlottenburg und den "verschatteten" Parkplätzen von Essen durchaus sehen lassen. Bürgermeister Franz Haas machte am Unterschied zwischen den Steinwüsten von Gostenhof und der Langwasser-Stadt im Grünen deutlich, welche Fortschritte nach dem Kriege erzielt worden sind.

Aber auch in der Altstadt hat sich das Bild mächtig gewandelt. Wo früher kaum ein Baum oder Strauch zu finden war, gibt es heute blühende Inseln. Der Uferweg an der Pegnitz, der unter großen finanziellen Opfern als Schneise durch das Häusermeer gebrochen worden ist, wird längst als Selbstverständlichkeit hingenommen, obwohl er größere Aufmerksamkeit verdiente. "Wir sind stolz darauf, Spazierwege in den Pegnitzauen von der Stadtgrenze im Osten bis zum Westen und Grünkeile vom Marienberg im Norden bis zum Volkspark Dutzendteich im Süden bieten zu können", frohlockte mit Recht der Bürgermeister.

In der Ausstellung selbst führt Nürnberg mit einem Plan recht eindrucksvoll vor Augen, wo es überall in der Stadt nun grünt. Und gar mancher kann bei einem Blick auf diese Darstellung erkennen, was er bis dahin vielleicht noch gar nicht gewußt hat: der historische Graben ist zum größten Teil schon als Spazierweg ausgebaut; fern von Auspuffgasen läßt es sich hier gut gehen. Als weitere Beispiele tauchen das sogenannte Straßenbegleit-Grün – so nennt die Amtssprache beispielsweise den Grünkeil zwischen den beiden Fahrspuren der Münchner Straße – und ein Wohnhof mit Wiese über Tiefgaragen an der Katzwanger Straße auf.

Der Bürgermeister hofft, daß dieser Wanderschau ebenso viel Erfolg beschieden sein wird wie den zurückliegenden Ausstellungen "Nürnberg plant und baut" an gleicher Stelle. Mehr als 100.000 Besucher haben sich bisher für die vielfältigen Probleme einer Großstadt interessiert. Schon am Sonntag um 10.30 Uhr lädt die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege zu einem Rundgang ein, bei dem Diplomgärtner Reinhard Grebe aus Bonn führen wird.

Angesichts der vielen Blumen, belaubten Bäume und Sträucher äußerte Baureferent Heinz Schmeißner sicher im Namen aller Nürnberger den einen Wunsch: "Etz wär's schöi, wenn endlich der Frühling kummt!"

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