31. Oktober 1965: Eine genaue Planung

31.10.2015, 07:00 Uhr
31. Oktober 1965: Eine genaue Planung

© Ulrich

Baureferent Heinz Schmeißner gab den rund 250 Delegierten aus Bayern durch Lichtbilder einen Einblick in die Planung und den Wiederaufbau der Stadt Nürnberg. Er wies darauf hin, daß dabei auf den Kontrast zwischen Altstadt und neuen Wohngebieten Wert gelegt worden sei: Langwasser, das im Lauf der Tagung immer wieder zur Sprache kam, sei von Anfang an als Stadtteil konzipiert worden, bemerkte der Baureferent.

Über den dort praktizierten Fertigbau referierte Architekt Albin Hennig, der drei Verfahren aufzählte: Die Bauelemente werden in ortsfesten Fabriken hergestellt und dann zu der jeweiligen Baustelle transportiert und dort montiert. Die Bauelemente werden in Feldfabriken direkt an der Baustelle oder in der Nähe hergestellt und nach dem Ausschalen sofort montiert. Ein Teil der Bauelemente wird in der Fabrik hergestellt; die übrigen werden konventionell ausgeführt.

In Langwasser sind bereits 384 Wohnungen aus Fertigteilen im Bau oder fertiggestellt. Weitere 122 Wohnungen werden mit teilweise vorgefertigten Bauelementen errichtet, zirka 300 in besonders rationellen Baumethoden. Nahezu 1.500 vorgefertigte Wohnungen sind in Vorbereitung. Der Baubeginn ist für 1966 geplant. „Im Endausbau werden von 17.300 Wohnungen rund 20 Prozent in Fertigbauweise errichtet sein“, erklärte Hennig zur Bedeutung der Fertigbauweise für Langwasser.

Zur „Vergabe und der Vertragsgestaltung aus der Sicht des Bauherrn“, erklärte der Prokurist Hans Schauer von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg, daß anstelle der Lohnintensität bei der konventionellen Bauweise eine größere Kapitalintensität bei der Fertigteilbauweise getreten sei. Die bisher übliche Architektenbewerbung habe man allerdings nicht ohne weiteres übernehmen können. Wegen der besonderen Anforderung an die Gründlichkeit und exakte Planung der Elektro- und Sanitätsinstallation sei die Einschaltung von Fachleuten nötig.

Firmeninhaber Dr. Wolfgang Köhler kritisierte in seinem Referat über „die bauwirtschaftliche Seite der Vorfertigung in Langwasser aus der Sicht des Bauunternehmers“, daß Bayern im Fertigteilbau nur mit 0,2 Prozent am Wohnungsbau beteiligt sei. Hamburg dagegen mit 10,6 v. H. Trotzdem nannte er den Eindruck „positiv“. Bei 150 bis 200 Wohnungen könnte man jederzeit an die Senkung des Baupreises denken.

Zur Diskussion – es wurden längere Planungsfristen und Finanzierungspläne gefordert – stellte Verbandsdirektor Dr. Aub grundsätzlich fest, daß sich der Fertigbau erst stärker durchsetzen werde, wenn er preislich günstiger als die konventionelle Bauweise liege. Die Unternehmen müßten dafür die Voraussetzungen schaffen. Als „utopisch“ tat er den Glauben ab, bei der derzeitigen Haushaltslage langfristige Planungen zu erhalten.

Dr. Aub zog daraus den Schluß, daß die Fertigbauweise auf die Dauer nur möglich ist, wenn sich mehrere Genossenschaften zusammenschließen, um eine breitere wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Bei der anschließenden Besichtigungsfahrt nahmen die Delegierten eine Vorfertigungsbaustelle und Wohnbauabschnitte in Langwasser sowie die Wohnanlage Neuselsbrunn und die Zollhaus-Siedlung unter die Lupe.

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