31. Oktober 1966: Buntes Allerlei lockt die Massen

31.10.2016, 07:00 Uhr
31. Oktober 1966: Buntes Allerlei lockt die Massen

© Kammler

Noch eine ganze Woche lang, nämlich bis zum 6. November, können Kaufinteressenten und "Sehkunden" durch die fünf proppenvoll gefüllten Hallen streifen und sich aus dem bunten Angebot herauspicken, was ihnen gefällt. Leckerbissen, so oder so, sind ausreichend vorhanden.

Das traditionelle, reichhaltige Angebot gilt freilich in erster Linie der Familie, auf daß sie sich in ihrem Heim behaglich und praktisch "aufgehoben" fühle. Vom Blumenständer bis zur Waschmaschine, vom Schnellkopftopf bis zum Einbaubett in der Mansarde – alles ist da, was nützlich und bewährt, neu und zugkräftig ist. Der Betrachtung nach außen folgt die Betrachtung nach innen ( wie sah mein letzter Kontostand aus?), und dann fallen die Würfel.

Umsätze sind gestiegen

Trotz allseits gespannter Finanzlage, nicht nur in Bonn oder Nürnberg, wurden über das "Einkaufstaschen-Wochenende" schon interessante Geschäfte gemacht. "Das liegt letztlich mit an dem Umstand, daß sich viele Aussteller ein aktuelles, modernes Gepräge – nicht Gepränge – an ihren Ständen gegeben haben!", sagt AFAG-Ausstellungsleiter Helmuth Könicke. „Einer rankt sich am anderen hoch!“ Tatsächlich sind viele Kojen, Theken und Boxen auf geschickte Weise anziehender geworden.

31. Oktober 1966: Buntes Allerlei lockt die Massen

© Kammler

Die Aufmerksamkeit soll ja länger reichen, zumal Hobby- und Freizeitschau locken. Hier, vor allem im Europa-Haus, sind so viele Idealvereine eng, aber übersichtlich beisammen, daß der Späher nach einer Liebhaberei nicht nur Muße braucht, sondern auch Mühe hat, sich für "einen Sache" zu entscheiden.

Steckenpferd-Freunde unter sich

Da sind, um noch einmal einige herauszuheben, die Nürnberger Eisenbahnfreunde, die Kursbuchstudien, internationale Fahrpläne und Bilder von der längst eingegangenen "Secundairbahn Erlangen-Eschenau" zeigen, der Modellflugclub, dessen Weltmeister Hans Beck (in Budapest) sein Saalflugmodell – mit nur 2,02 Gramm Gewicht plus Gummimotor – vorführt, da brilliert der 40jährige Postsportverein (über dem weiträumigen Stand schwebt das Segeflugzeug "Christl") mit vielseitigen Freizeitarbeiten, und der 83 Jahre alte Verein für Münzkunde, in seiner Koje exakt vertreten, gewinnt auch bei Nicht-Numismatikern an Interesse, weil sie hören, daß es vor 800 Jahren für einen ausgestellten Silberpfennig einen achtpfündigen Laib Brot, ein Huhn oder 30 Eier gegeben hat.

Die Bayerische Hausfrauenvereinigung im Katholischen Frauenbund gibt Rezepte und Kostproben für gesunde Ernährung aus, eine Bastelbedarfsstube aus Fürth macht das Emaillieren populär, Zuckerstückel- und Bierdeckelsammler kommen zu ihrem Recht.

Für die Hausfrauen, die sich neue Anregungen holen wollen, ist aber auch die "fahrende Strickstube" da, in der sie sich über die vielen "geheimnisvollen“ Details informieren können, um den Göttergatten oder Sohn noch rechtzeitig zu Weihnachten den entsprechend modischen Umhang zu häkeln.

Alle 310 Aussteller, die sich auf 18.000 Quadratmeter Fläche zu dieser Schau vereinigt haben, können besondere Leistungen aufweisen. Die Sozialdemokratische Partei, erstmals bei einer "Hausfrauenmesse" vertreten, ermöglicht an ihrem eleganten Stand Informationsgespräche mit prominenten Politikern – morgen mit der Bundestagsabgeordneten Käte Strobel –, und Aufmerksamkeit erweckt die reizvolle "Vorausschau" auf das Spielzeugmuseum in Nürnberg.

Diese "Einkaufstasche", 1954 erstmals aufgeknöpft, hat es in sich. Wer hingeht, hat mehr vom Alltag.

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