32 Kubikmeter Müll am Tag: Braucht Nürnberg Grillscouts?

23.5.2016, 06:00 Uhr
"Einfach liegenlassen" ist das Motto vieler Müllsünder in Nürnberg.

© Eduard Weigert "Einfach liegenlassen" ist das Motto vieler Müllsünder in Nürnberg.

Sonntags fallen am Marienbergpark, im Pegnitztal West und am Dutzendteich 32 Kubikmeter Grillmüll an. Mengen, bei denen andere Städte längst kurzen Prozess gemacht haben. Leverkusen etwa hat das Grillen in Parks kurzerhand verboten. In Bremen gehen Grillscouts mit Info-Blättern und Müllbeuteln rum. Auch in Köln sind Aufpasser unterwegs und weisen Griller ohne Anstand in Sachen Müllentsorgung zurecht. München schickt private Sicherheitsdienste raus.

In Nürnberg sprechen Angestellte der Noris-Arbeit und des Projekts "Sauberkeit im Quartier" mahnende Worte. Mehr dürfen sie auch nicht. Personalien aufzunehmen ist Sache der Polizei. Die meisten Müllsünder gehen denn auch ohne Bußgeld heim. Hinter den Grillern herräumen müssen in Nürnberg Angestellte der "Noris-Inklusion", einer Behindertenwerkstatt. Sie machen das im Auftrag des städtischen Servicebetriebs (Sör). Donnerstags wird je nach Wetterprognose entschieden, wie viele Leute sonntags losziehen. Montags geht es dann noch mal raus. Und mittwochs wieder.

Sonntag, 8.45 Uhr, Parkplatz Kilianstraße am Marienbergpark: Marc Zaruba und Michael Süß steigen aus dem weißen Transporter mit der großen Ladefläche, ziehen die Handschuhe hoch und packen sich schwarze Müllsäcke. Die Mitarbeiter von Noris-Inklusion schaffen weg, was die Griller am Samstag liegen ließen. Unweit des Parkplatzes sieht es noch ganz gut aus, zumindest auf der Wiese. Die Müllkörbe freilich quellen über. Einweggrills, Flaschen, Fleischverpackungen, ein Bierfass, Plastikschalen – all das haben die Griller um die Eimer drapiert, die mit den Mengen heillos überfordert sind.

Marc und Michael greifen beherzt zu. "Früher war es weniger", sagt Marc. Und dass er sich wundere, wenn sogar original verpacktes Fleisch, Stühle und Tische weggeworfen werden. Geht man ein paar Meter weiter rein in den Marienbergpark, wird’s noch schlimmer. Müllhaufen liegen wie hässliche Inseln auf dem Rasen. Die Krähen freut’s, sie treffen sich hier zum Frühstück.

Kaum sind Marc und Michael abgefahren, kommen die ersten Griller dieses Sonntags zum Marienberg. Auch Murat Alay breitet mit seiner Familie die Decken aus und rückt den Grill zurecht. "Wir wohnen zu fünft auf 65 Quadratmetern", erzählt er. Jeden Sonntag genießen sie im Park das Grün, die Sonne, den Platz. Gegen den Müll könne die Stadt nicht mehr tun, meint sein Vater. "Es gibt genug Abfallkörbe" und gegen Unvernunft sei eben kein Kraut gewachsen.

23 Kommentare