35-Jähriger bestellt 130 Smartphones mit Kundendaten

22.3.2018, 06:00 Uhr

Es waren lukrative Monate – doch ein ganz und gar illegales Geschäftsmodell: Zwischen Juli 2016 und April 2017, davon geht die Staatsanwaltschaft aus, wurden Mobilfunkverträge abgeschlossen und hochwertige Smartphones – vor allem "i-phone in Rosegold, Spacegrau oder diamantschwarz" – und weitere hochwertige elektronische Geräte verschickt, die wertvollen Päckchen sollen Helfer abgefangen haben. In der Anklage ist von Computerbetrug und Fälschung beweiserheblicher Daten die Rede – sechs Männer (28, 29, 34, 35, 37 und 41 Jahre) nehmen zu Prozessbeginn vor der 16. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth Platz, drei der Angeklagten sitzen in U-Haft, drei sind auf freiem Fuß, ihre Tatbeteiligung, davon geht die Staatsanwaltschaft aus, war unterschiedlich.

Der Hauptangeklagte (35) war Mitarbeiter eines Callcenters, ein Job, der ihm Zugang zu Kundendaten ermöglichte. Ihm wird Computerbetrug in 83 Fällen dazu die Fälschung beweiserheblicher Daten vorgeworfen. Dazu kommt – weil nicht jede Lieferung klappte – versuchter Computerbetrug in 42 Fällen.

Misstrauischer DHL-Bote

Mit Hilfe der Konto- und Personalausweisdaten soll er Handyverträge abgeschlossen und Smartphones geordert haben – 130 Bestellungen mit jeweils zwei bis drei i-phones gaben er und seine Helfer angeblich in Auftrag. Um an die Ware zu kommen, ließ er die Päckchen an beinahe zwei Dutzend Adressen seiner Helfer oder anderer Bekannter liefern, Adressen, die in Nürnberg, Fürth und auch am Bodensee zu finden waren. Dort, so der Vorwurf, nahmen die Mitangeklagten die Lieferung entgegen – angeblich gegen Provision. Die hochwertigen Geräte sollten anschließend weiterverkauft werden.

Ein halbes Jahr lang funktionierte die Nummer, Smartphones und Tablets im Wert von fast 144.000 Euro wurden ausgeliefert, bei weiteren Päckchen im Wert von 70.000 Euro schlug der Trick fehl, da entweder das Paket nicht ausgeliefert oder wieder zurückgeschickt wurde. Die Masche flog auf, als ein Nürnberger DHL-Bote misstrauisch wurde. Als er am nächsten Tag wieder Pakete auslieferte, ließ er sich von der Polizei begleiten. Die 16. Strafkammer kalkuliert derzeit mit acht Verhandlungstagen, terminiert wurde bis Ende April.

Die Verteidigung regte Rechtsgespräche, sprich Prozessabsprachen nach dem Motto Geständnis gegen Strafrabatt, an. Zu Prozessbeginn kam es dazu nicht – der Sachverhalt sei zu kompliziert, so die Strafkammer. Und Geständnisse seien auch ohne vorherige Absprache möglich.