39. Bardentreffen im Zeichen der Politik

1.7.2014, 09:20 Uhr
Die weite Welt zu Gast in Nürnberg: Beim 39. Bardentreffen tritt unter anderem die israelische Sängerin Noa auf.

© Nacho Gallego Die weite Welt zu Gast in Nürnberg: Beim 39. Bardentreffen tritt unter anderem die israelische Sängerin Noa auf.

80 Konzerte mit 368 Musikern aus 31 Nationen auf neun Bühnen, die vor­aussichtlich wieder 200.000 Besucher in die Nürnberger Altstadt locken wer­den – so weit die Eckdaten. Doch das jährliche Weltmusiktreffen, das bun­desweit das größte seiner Art ist, ist längst auch ein harter Wirtschaftsfak­tor, wie Hotels und Einzelhandel seit Jahren freudig vermerken. Inhaltlich jedoch bleibt das Nürnberger Barden­treffen ein Entdeckerfestival abseits des Mainstream, auf dem sich Traditi­on und Aufbruch die Hand reichen. Und das alles, ohne dass man dafür eine Eintrittskarte lösen muss.

Möglich machen dies treue Sponso­ren wie die Sparda-Bank, mit der vor neun Jahren mündlich und per Hand­schlag – auch so was gibt es noch – eine langfristige Zusammenarbeit ver­einbart wurde. Vorstand Stefan Schindler ist selbst Barden-Fan und lobt den Mut der Macher, sich an das Thema Krieg und Frieden zu wagen. "Vor den Toren Europas ist Krieg längst eine Selbstverständlichkeit geworden“, gibt Nürnbergs Kulturre­ferentin Julia Lehner bei der Pro­grammpräsentation zu bedenken. Und erinnert daran, dass der fast 70-jährige Frieden bei uns hingegen keineswegs die Regel ist. Auch 2014 kommen wieder zahlreiche Künstler aus Ländern, in denen bewaffnete Auseinandersetzungen zum Alltag gehören.

Bekannte Namen beim 39. Barden­treffen – dem letzten unter der künstle­rischen Leitung von Karlheinz Fischer – sind der britische Protestsän­ger Billy Bragg und der quirlige sizilia­nische Liedermacher Pippo Pollina, der sich auf der größten Bühne am Hauptmarkt mit seinem Palermo Acoustic Quartett vorstellen wird.

Die Israelin Noa kennt man vom Eurovision Song Contest 2009, die libanesische Sängerin Yasmine Ham­dan aus dem Jim-Jarmusch-Film "Only Lovers Left Alive“. Ein Wieder­sehen gibt es mit der ehemaligen Kleingeld-Prinzessin Dota, mit den Kölner Wort-Pop-Akrobaten Erdmö­bel und mit Monika Drasch, die – grü­ne Geige, rotes Haar – manchen noch vom Bairisch Diatonischen Jodel­wahnsinn bekannt sein dürfte.

Ebenfalls aus Bayern kommt das Musikkabarett D’ Raith Schwestern und da Blaimer, während Tamikrest die traditionelle Musik der Tuareg mit Gitarrenrock kombinieren und Sone­ros de Verdad aus dem fernen Kuba das Erbe des Buena Vista Social Club verwalten. Die Leipziger Liederma­cherin Barbara Thalheim gehörte 1985 zu den ersten Künstlern aus der damals noch real existierenden DDR, die ausreisen und im Westen spielen durften. 2014 trifft sie beim Barden­treffen auf ihre französische Kollegin Michèle Bernard.

Die lokale Szene stellt sich vor

Habib Koité aus Mali gilt als eine der wichtigsten Stimmen Afrikas, während Ebo Taylor aus Ghana mit fast 80 Jahren der älteste Musiker im Aufgebot ist. Zwischen den Gästen aus Angola, Südafrika, Portugal, der Ukraine, Kanada, Island und der Westsahara sind auch 2014 wieder zahlreiche Musiker aus Nürnberg und Umgebung dabei: Vielversprechende Newcomer wie Bear Mountain Picnic Massacre, The Iron Shirt, A Kiss From Wendy und die beiden Damen von Oh Lonesome Me, aber auch fränkische Bekannte wie My New Zoo, The Tra­velling Playmates und die neu besetz­te Partymaschine La Boum.

Obwohl das Nürnberger Bardentref­fen längst als Marke gesetzt ist, finden sich auch nach 39 Jahren doch immer noch Kleinigkeiten, die optimiert wer­den wollen. So wurde das Kinderpro­gramm diesen Sommer probehalber in den schattigen Kulturgarten verlegt. Auch schmückt sich das Bardentref­fen ab sofort mit dem Untertitel "World Music Festival“. Alle Infos rund um den dreitägigen Musikmara­thon finden sich in dem Programm­heft, dessen Verkauf zur Finanzierung des Wochenendes beiträgt.

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