4. Mai 1967: Kein Geld fürs Grün

4.5.2017, 07:00 Uhr
4. Mai 1967: Kein Geld fürs Grün

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Vorerst müssen die Spaziergänger mit dem Rednitztal in seiner jetzigen Form vorlieb nehmen, die auch schon recht reizvoll ist.

Besonders die Eibacher fordern schon seit Jahren den Ausbau des etwa fünf Kilometer langen Rednitztales zwischen Mühlhof und dem Faber-Park. Sie konnten ihre Argumente dafür untermauern, als der „Steckerlaswald“ östlich der Bahnlinie nach München dem neuen Hafen weichen mußte. Immerhin verloren sie damit ein direkt vor der „Haustüre“ liegendes Stück Natur.

Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter fand dann auch ungeteilten Beifall, als er in der Bürgerversammlung am 29. April 1966 versicherte, er werde sich für neue Grünflächen und Erholungsanlagen in diesem Gebiet einsetzen. Leider bewirkte einige Monate später die Finanzlage, daß so mancher guter Plan auf Eis gelegt werden mußte.

Zuvor aber hatten sich schon Gartenbauamt und Stadtplanungsamt zusammengesetzt. Sie wollen das gewünschte Ziel mit kleinen Kniffen erreichen, denn das idyllische Tal mit der überraschend sauberen Rednitz, dem alten Baumbestand sowie den Äckern und Wiesen fordert zum Spaziergang geradezu heraus. „Wir wollen die Landschaft, so wie sie ist, weitgehend erhalten, damit die Kinder sehen, wie Blumen, Getreide und Tiere ausschauen. Es ist nämlich erschreckend, daß heutzutage viele nicht einmal mehr ein Schaf von einer Ziege unterscheiden können“, erläutert Gartenbaudirektor Theo Friedrich seine Pläne.

Dem Grünflächen-Fachmann der Stadt schwebt ein durchgehender Wanderweg am West- oder Ostufer der Rednitz vor. Wo es möglich ist, will er auf beiden Seiten Pfade anlegen lassen. An den landschaftlich reizvollen Punkten des Tales sollen Rast- und Spielplätze sowie Tische für ein Picknick im Freien zum Verweilen einladen. Die Wanderer werden in ihrer beschaulichen Ruhe von keinem Auto gestört; die Kraftfahrzeuge sollen nämlich von der Rednitzaue ferngehalten werden. Für sie werden an den Nahtstellen der Zufahrtsstraßen – einige müssen noch gebaut werden – Parkplätze geschaffen. Entlang der östlichen Hochterasse wird ein Dammkronenweg führen.

Einen besonderen Pfiff erhält das Erholungsgebiet durch eine aufgeständerte Brücke, die im weiten Bogen das Tal überspannen wird und die Autofahrer von der Südwestecke des Reicheldorfer Friedhofs nach Lohhof bringt. Allerdings muß die Stadt für diesen Teilabschnitt auch am tiefsten in die Tasche greifen. Direktor Friedrich hofft, daß sich zu gegebener Zeit ein Privatmann findet und bei Neuwerk ein modernes Ausflugslokal errichtet. Er denkt an ein Restaurant mit Terrasse, Minigolf, Kegelbahn und dergleichen Dinge mehr, die nicht nur den Wanderfreund aus der Stadt ins Freie locken. Damit würde der Kreis der Gartenwirtschaften von Mühlhof über Reichelsdorf und Gerasmühle bis Stein geschlossen. Die Stadt aber hätte einmal mehr bewiesen, daß ihr die Erholung ihrer Bürger am Herzen liegt, wie das in unzähligen Sitzungen im Rathaus und Bauhof sowie in Bürgerversammlungen immer wieder betont worden ist.

Allein schon deshalb wünscht sich Theo Friedrich, daß sich die Finanzlage bald wieder entspannt, damit die Pläne in seiner Schublade nicht verstauben. „Wir kämen allerdings viel schneller vorwärts, wenn die Bevölkerung und die einschlägigen Vereine mehr Privatinitiative entwickeln würden“, sagt er und verweist dabei auf das Beispiel Schweden, wo die Bürger solche Einrichtungen nicht nur der Stadt überlassen, sondern auch selber einmal eine Schaufel in die Hand nehmen.

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