5. Dezember 1965: Der König und sein Gold-Pokal

5.12.2015, 07:00 Uhr
5. Dezember 1965: Der König und sein Gold-Pokal

© Privat

Die „46er“ dürfen sich heute mit Stolz der älteste und traditionsreichste bayerische Turn- und Sportverein nennen, der nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht, sondern immer wieder frisches Eichenlaub erobert hat. In ihrer 120jährigen Geschichte haben sie zwei Olympiasieger, zehn Welt-, zwölf Europa- und 75 deutsche Meister hervorgebracht. Mit einem großen Bühnenschauturnen im Opernhaus wird der ruhmbekränzte Verein am Sonntag zum Auftakt seines Jubeljahres beweisen, daß er das Erbe der Väter zu bewahren und zu mehren verstand.

5. Dezember 1965: Der König und sein Gold-Pokal

© Kammler

Die Chronik des TSV 1846, die erst seit dem Jahre 1863 mit zunächst kunstvoll verschnörkelten Namenszügen gefüllt wurde, berichtet von vielen gewichtigen Ereignissen in zwölf Jahrzehnten. Sogar gekrönte Häupter wie König Ludwig II. von Bayern, Prinz Ludwig und Kronprinz Rupprecht sind darin verewigt. Der Herrscher des weißblauen Landes besuchte 1866 die Turnhalle des Vereins an der Oberen Kanalstraße, die fünf Jahre vorher von Kommerzienrat Heinrichsen erbaut worden war.

Zu dieser Zeit hatten die „46er“, denen von den „Frauen und Jungfrauen“ zur Gründung des Deutschen Turnerbundes eine Fahne geschenkt worden war, schon stürmische Zeiten hinter sich. 1850 wurde der Verein aufgelöst, neun Jahre später trat er unter dem weniger verdächtigen Namen „Gymnastischer Verein“ wieder hervor. Die Turnhalle mußte als stolzes Bauwerk mehrfach in der Geschichte als Lazarett dienen. Im vorigen Jahrhundert hatten die „46er“ nicht nur eine eigene Turner-Feuerwehr, sondern sie schickten 1870/71 sogar einen kompletten Sanitätszug ins Feld.

Aber auch im sportlichen Wettstreit gab es harte Kämpfe, wovon bis auf den heutigen Tag der Königspokal als stolzeste Trophäe zeugt. In den beiden Jahren vor dem 1. Weltkrieg gewann der 1. FC Nürnberg beim Großstaffellauf diese Stiftung von König Ludwig, 1919 und 1920 holte ihn sich der TVN 1846, der ihn drei Jahre danach endgültig in den Schrank stellen durfte. Die Großstaffelläufe dieser Epoche waren Auseinandersetzungen, an denen die ganze Stadt Anteil nahm.

Was immer den Verein in fast einem Jahrhundert an Gutem und Bösen widerfahren sein mag, nie stand er vor so einem großen Trümmerhaufen wie 1945. Als Hans Gebhardt, der heutige 1. Vorsitzende, vor 15 Jahren sein Amt antrat, da wurde ihm eine Schuldenlast von vielen tausend Mark als Morgengabe auf den Tisch gelegt. Aber er machte sich unverdrossen und zäh an die Aufbauarbeit, die ihre Früchte trug.

1956 konnte die Turn- und Sporthalle wieder eingeweiht werden, der größte vereinseigene Bau dieser Art in der Bundesrepublik. Draußen in Erlenstegen entstanden eine neue Hauptkampfbahn und Rasenplätze, die in nichts mehr an die früheren Sandwüsten erinnern. Mit einem neuen Klubheim, in dem sich 300 Aktive zu gleicher Zeit umkleiden können, setzten sich Verein und Vorstandschaft (stellvertretender Vorsitzender Fritz Meyer, Schatzmeister Albert Stößenreuther) ein neues Denkmal.

Im Jubiläumsjahr steuern die „46er“, bei denen nach dem Kriege mit Namen wie Kornprobst, Irma Walther, Elisabeth Ostermeier und Ingebärbel Goller neue Sterne leuchteten, zwei Ziele an: ein Leistungszentrum und die stattliche Zahl von 4.000 Mitgliedern. Eines aber kann Hans Gebhardt heute schon mit gutem Recht behaupten: Der Verein ist gesund!“

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