5. Februar 1966: Die große Sammlung

5.2.2016, 07:00 Uhr
5. Februar 1966: Die große Sammlung

© Krüppel

Die Polizei durchsuchte daraufhin sofort die Wohnungen der Langfinger, unter anderem auch in einem Mietshaus an der Regensburger Straße, und entdeckte umfangreiche Warenlager. Sie bildeten die Beute einer halbjährigen Tätigkeit jenseits der Grenzen des Gesetzes. Insgesamt haben die 600 sichergestellten Gegenstände einen Wert von rund 20.000 DM. Die vier Frauen und die Männer zwischen 26 und 42 Jahren haben bereits ein Teilgeständnis abgelegt.

Wie ausgekochte Profis haben die bislang unbescholtenen Griechen ihre Gaunereien vorbereitet und durchgeführt. Sie kamen jeweils zu dritt oder zu viert in die Kaufhäuser und während einer davon Verkaufsstände plünderte, gaben ihm die anderen Rückendeckung. Die zwei Ehepaare und ihre vier Bekannten versteckten die Beute in ihren Wohnungen.

Ob sie die Ware, Kleider, Wäsche, Elektro- und Haushaltsgeräte, Schuhe, Kosmetika, Schmuck und Werkzeug, an Hehler veräußert haben, ist bisher noch nicht ermittelt worden, Fest steht jedenfalls, daß der Wert des gesamten Diebesgutes höher als 20.000 DM ist.

Die Griechen, die sich nun in Untersuchungshaft befinden, waren seit mehreren Jahren in Nürnberg als Arbeiter beschäftigt. Sie hatten sich in dieser Zeit nichts zuschulden kommen lassen. Einer der Söhne eines diebischen Ehepaares ist Student, ein anderer Sohn ist noch Jugendlicher und wird von der Kriminalpolizei in ein Jugendheim eingewiesen, da seine Eltern ja vorläufig festgenommen sind.

Die Polizei ist der Auffassung, daß durch die Festnahme der Bande zahlreiche Kaufhausdiebstähle der letzten Monate geklärt werden können. Immer wieder waren in Supermärkten Waren entwendet worden, ohne daß die Langfinger ermittelt werden konnten. „Jetzt sehen wir klarer“, sagt man im Polizeipräsidium. Eine der festgenommenen Frauen hat schon 60 Diebstähle zugegeben. „Auch die anderen Langfinger werden noch ein detailliertes Geständnis ablegen“, glaubt die Kripo. Ihr ist es mit diesem jüngsten Fang gelungen, innerhalb von knapp zehn Wochen fünf Diebesbanden unschädlich zu machen, vier davon hatten sich – wie berichtet – auf Autos spezialisiert.

Gestern hatten die Beauftragten der geschädigten Kaufhäuser Gelegenheit, im Konferenzraum des Polizeipräsidiums das Diebesgut zu „durchforsten“ und ihre Besitzansprüche geltend zu machen. Kein einfaches Unterfangen, denn das große Zimmer war überfüllt.

Als Beispiel: 27 Damennachthemden, 23 Morgenmäntel, 52 Paar Herren- und Kinderstrümpfe, 16 Pullover, 15 Cremedosen, 10 Kugelschreiber, fünf Kaffeelöffel, drei Armbanduhren, ein Nußknacker, fünf Broschen, ein Umschlag mit Papieren, 26 Servietten sowie ein Aschenbecher mit eingebauter Spieluhr. Die Melodie: „Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht ...“

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