5. Januar 1967: Der "fliegende Holländer" geht

5.1.2017, 07:00 Uhr
5. Januar 1967: Der

© Gerardi

Die Passagierlinie, die über Frankfurt die Städte Amsterdam und Nürnberg verbindet und erst seit einigen Monaten mit modernen Düsenmaschinen beflogen wird, müßte eingestellt werden, wenn nicht in letzter Minute eine Einigung zustandekommt.

Damit würde aber auch ein Kapitel Luftverkehrsgeschichte abgeschlossen werden. Denn die Holländer, die erstmals 1929 mit einer Fokker F 18 am Horizont der Franken erschienen, waren 1950 die ersten, die nach dem Krieg wieder Kurs auf Nordbayerns Metropole nahmen.

5. Januar 1967: Der

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Die Hiobsbotschaft hängt mit den Luftverkehrsrechten zusammen. Die "Koninklijken Luchtvaart Matschappij" fliegt zur Zeit montags mit freitags die Route Amsterdam – Frankfurt – Nürnberg, wobei nur auf dem Freitagrückflug nach Amsterdam die Zwischenlandung in Frankfurt ausgelassen bleibt. Es war also – entgegen internationalen Gepflogenheiten – geduldet worden, daß die KLM im Nachbarschaftsverkehr an zwei Punkten auf einer Strecke landete und damit in Frankfurt und Nürnberg Auslandspassagiere zusteigen lassen konnte.

Erinnerungen werden wach

Die Deutsche Lufthansa will den Holländern diesen Vorteil nicht länger eingeräumt wissen, so daß die Einstellung der Linie droht, weil sich eine direkte Verbindung zwischen Amsterdam und Nürnberg – das können Marktforscher an fünf Fingern ausrechnen – nicht rentiert. Auf dem Nürnberger Flughafen würden keine KLM-Maschinen mehr landen, obwohl gerade mit dieser Gesellschaft Erinnerungen besonderer Art verknüpft sind.

Es war am 29. September 1929, als die erste Maschine der zehn Jahre zuvor von dem holländischen Fliegerleutnant Albert Plesman gegründeten KLM auftauchte: eine Fokker F 18, die beim Flug von Amsterdam nach Batavia auf dem damaligen Flughafen Atzenhof durchaus als ernstzunehmende Verbindung galt.

Auch als nach dem zweiten Weltkrieg neu begonnen werden mußte, machten die Holländer den Anfang. Am 2. Januar 1950 wurde ein Ereignis geradezu enthusiastisch gefeiert: ein Verkehrsflugzeug, eine zweimotorige DC 3, war in unseren Breiten gelandet; wiederum in Fürth, weil sich heute vor fast genau 17 Jahren am Marienberg noch Felder, Wälder und Wiesen ausbreiteten. Von diesem Tag an war es wieder die KLM, die – anfangs abwechselnd mit der belgischen Sabena – regelmäßig Nürnberg-Fürth mit der großen weiten Welt verband.

"Letzte Besprechungen folgen"

Nun bleibt kaum ein Fünkchen Hoffnung, daß es auch künftig so sein wird. "Es sind seit geraumer Zeit mit der Deutschen Lufthansa Besprechungen im Gang, um zu einer Neuregelung im Nachbarschaftsverkehr zu kommen. Es besteht die Möglichkeit, daß wir die Passagierlinie einstellen müssen", erklärt KLM-Verkaufsleiter Diplomvolkswirt Rudolf Henrich. Er ergänzt: "Die Besprechungen werden aber erst in den nächsten Tagen abgeschlossen." Was dabei herauskommt, vermag er freilich nicht einmal anzudeuten. Kenner der Materie rechnen allerdings schon jetzt damit, daß die holländischen Düsenmaschinen vom Typ DC 9 am Nürnberger Flughafen ausbleiben.

Niemand bedauert das mehr als Flughafendirektor Heinz H. Starke, der zwar noch keine offizielle Nachricht erhalten, aber vom bevorstehenden Abzug erfahren hat. "Wir sind sehr traurig darüber. Eine internationale, mit Strahlflugzeugen betriebene Strecke zu verlieren, bedeutet für uns einen schweren Verlust, nicht zuletzt deswegen, weil den Fluggästen in Amsterdam günstige Anschlüsse an die Fernstrecken geboten werden konnten."

Trotz des Klageliedes: "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" wird die KLM künftig keine Passagiere von uns nach Nürnberg befördern, sondern nur noch mit ihren Frachtmaschinen am Himmel Frankens vertreten sein.

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