6. August 1966: Waffen im Frauenbau

6.8.2016, 07:00 Uhr
6. August 1966: Waffen im Frauenbau

© Gertrud Gerardi

Der Kemenatenbau auf der Kaiserburg – der „Frauenbau“ – soll, sobald seine acht Räume fertiggestellt sind, einen Teil der berühmten Waffensammlung aus dem Germanischen Nationalmuseum aufnehmen. Wer heute den Innenhof auf der Burg betritt, den restaurierten Pallas und den wieder aufgerichteten Kemenatenbau betrachtet, der vermag sich wohl kaum vorzustellen, wie jämmerlich zerstört die herrliche Anlage bei Kriegsende gewesen ist.

Schon 1946 begann die Staatliche Verwaltung der bayerischen Schlösser, Seen und Gärten mit der Restaurierung. Alljährlich wird im Haushaltsplan eine bestimmte Summe für die Nürnberger Kaiserburg eingeplant, doch es soll nach Ansicht der Sachverständigen noch etliche Jahre dauern, bis die Walpurgiskapelle, die Burgamtmannswohnung, der Umgang im inneren Hof und die Befestigungsanlagen über dem großen Tor wieder „wie zu Kaisers Zeiten“ sich präsentieren.

Dabei liegt die Walpurgiskapelle an der Burgfreiung dem zuständigen Referenten in München, Professor Dr. Bachmann, besonders am Herzen: „Sie gehört einfach zur Silhouette wie Sinwellturm und Heidenturm!“ Bei ihrem Wiederaufbau wird man sich an den letzten Bauzustand der mehrfach veränderten Anlage halten und spätgotisch restaurieren.

6. August 1966: Waffen im Frauenbau

© Gertrud Gerardi

Im Kemenatenbau, in dem einst die Kaiserinnen und ihr weibliches Gefolge wohnten, ist nichts von der Einrichtung mehr übriggeblieben. Man baute das massive Gebäude wieder auf und stellte den alten Zustand auch innen wieder her: Deckenbalken, Deckenunterzug, Wendeltreppe und Fußböden leuchten im warmen Ton der Hölzer. Es fehlen nicht die Kerben im Gebälk, doch sind sie nicht künstlich entstanden, sondern stellten sich von selber in der kurzen Zeit, die Burgzimmermann Emil Pietsch nun schon dort oben wirkt, ein, denn das lebendige Holz arbeitet.

6. August 1966: Waffen im Frauenbau

© Gertrud Gerardi

So altdeutsch die acht Räume auch wirken mögen, so modern sind sie doch eingerichtet: unter den breiten Fensterbänken verbirgt sich die Zentralheizung, im Fachwerk der Wände stößt man unversehens auf Lichtschalter, im Erdgeschoß sind gar Toiletten und Garderobe installiert. Auch an Sicherungsanlagen für die kostbare Waffensammlung wird es nicht fehlen. Noch ist nicht geklärt, welche Teile der berühmten Sammlung aus dem Germanischen Museum auf die Burg umziehen. Viele Stücke haben während der Verlagerung in Schlösser und Klöster zumeist in der Oberpfalz erheblich gelitten und müssen sorgfältig restauriert werden.

Dr. Königer, Kurator der Waffensammlung, hat die Bestände auch noch nicht sichten können. Sobald die Aufbaupläne des Museums in die Tat umgesetzt sind, muß entschieden werden, welches Gebäude die einzelnen Sammlungen aufnehmen soll. „Die wichtigsten Objekte, die Prunkharnische und Turnierrüstungen, werden vermutlich hier bei uns bleiben“, meint er. „Ein paar hübsche Burgfräulein hätten wir aber auch ganz gerne...“ sinniert Burgverwalter Heil. Doch deren Zeiten sind endgültig dahin...

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