6. Dezember 1969: Tatzenspuren im Schnee

6.12.2019, 07:00 Uhr
6. Dezember 1969: Tatzenspuren im Schnee

© Ulrich

Welch reizvolles Bild für die dick vermummten Besucher! Kamele lassen sich mit stoischer Ruhe einschneien, die Giraffen betrachten die Umwelt hochnäsig von der Veranda aus. Die Eisbären sind jetzt in ihrem Element und die Wildschweine grunzen vor Vergnügen. Ohne Winterruhe Die Braunbären zeigen – anders als die Artgenossen in freier Wildbahn – keine Neigung, sich zur Winterruhe zurückzuziehen und von ihrem überschüssigen Fett zu zehren, sondern toben sich gründlich aus.

Natürlich hat der Winter im Tiergarten eigene Gesetze. Der empfindliche Orang-Utan darf jetzt nur noch für eine Stunde am Tag aus dem Haus. Dir. Manfred Kraus erzählt: „Die Pelikane erweisen sich jedes Jahr als ein besonderes Problem. Solange der See nicht zufriert, können die Pfleger die langschnabeligen Vögel nicht fangen. In der kalten Pracht aber drohen den Pelikanen die Füße mit den breiten Schwimmhäuten zu erfrieren.“ Jetzt endlich gelang es, diese Vögel einzufangen. Auf sie wartete ein behagliches Haus mit Warmwasserbecken und Ölheizung; recht komfortabel also. Schnee bereitet Ärger Wenn dem der Mensch nicht vorbeugte, könnte der Schabrackentapir infolge der Kälte Verdauungsstörungen erleiden. Andere Tiere, die zuviel des ungewohnten Schnees fressen, laufen Gefahr, einen bösen Durchfall zu bekommen.

Jeder neue Schnee bringt dem Personal Ärger. Ein Schneepflug muß erst die Wege freischaufeln, bevor das Futter ausgefahren werden kann. Im Winter werden allein 100 Tonnen Futterrüben gebraucht, 23 Tonnen Heu und Stroh kommen pro Monat hinzu; abgesehen von den Fleisch-, Fisch- und Milchrationen, die täglich verfüttert werden. Der Leiter des Tiergartens, Dr. Alfred Seitz: „Die Tiere verkraften den Winter besser als wir Menschen. Bei dem Personal müssen Krankenausfälle berücksichtigt werden.“ Kein Schnupfen erlaubt Übrigens: wer weiß schon, daß Affenpfleger mit einem leichten Schnupfen schon nicht mehr ihren Arbeitsplatz aufsuchen dürfen? Der Grund ist ganz menschlich: die Affen könnten sich anstecken.

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