6. Mai 1968: U-Bahn überrollt die Eisenbahn

6.5.2018, 07:00 Uhr
6. Mai 1968: U-Bahn überrollt die Eisenbahn

© Ulrich

Das wird sich noch ändern, wenn in sechs Jahren der Hauptbahnhof erreicht ist und die Nürnberger auf Schritt und Tritt dem neuen Massenverkehrsmittel begegnen.

Denn daß bis 1974 die Stammlinie I vor den Mauern der Innenstadt angelangt ist, bezweifeln die Fachleute nicht. Sie schöpfen ihre Zuversicht aus den bisherigen Erfahrungen in Langwasser, wo der Fahrplan noch genau stimmt und 1971 die ersten Züge rollen können. Die 3,5 Kilometer lange Strecke von der Bauernfeindstraße zur Julius-Leber-Straße wird durch Kräne markiert. Brücken und Bahnhöfe aus Beton wachsen aus dem Boden. An einem 340 Meter langem Stück zeigt sich, woher die Bahn ihren Namen hat. Zwischen dem Gemeinschaftshaus und der Breslauer Straße wird Erdreich für den Tunnel ausgehoben, der zwei Millionen Mark kostet.

6. Mai 1968: U-Bahn überrollt die Eisenbahn

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Es hat nur weniger Monate bedurft, um nach der Sprengung der Märzfeldtürme und der Aufschüttung des Lärmschutzwalles entlang der alten Oppelner Straße das Gelände gründlich umzukrempeln. Im Schatten eines Hochhauses wächst der Bahnhof Neuselsbrunn, der im Sommer im Rohbau, bis Dezember auch im Inneren vollendet sein wird. Es stehen die 90 Meter langen Bahnsteige und die Stützen für die Fußgängerwege, die auf der einen Seite in das Ladenzentrum der Wohnanlage, auf der anderen Seite in Richtung Stadion führen. Außerdem steht schon die Schalung für die Betriebsräume des Bahnhofs, für den 1,2 Millionen, erforderlich sind.

Die gleichen Termine gelten für den Bahnhof Langwasser-Nord, der ebenfalls mit 1,2 Millionen Mark zu Buche steht, während der Bahnhof an der Kreuzburger Straße (1,85 Millionen DM) im Mai des nächsten Jahres fertiggestellt sein soll. Zwischen den Stationen, die auf diesem Abschnitt rund 650 Meter voneinander entfernt liegen, entstehen für insgesamt über vier Millionen Mark großzügige Brücken.

Die Arbeiten an der Überführung der Beuthener Straße über die Otto-Bärnreuther-Straße – eine künftige Hauptachse zwischen der Münchener Straße und dem Stadiongelände– werden im Sommer abgeschlossen. Südöstlich davon kreuzen sich auf einer großen Platte die Otto-Bärnreuther-Straße und die Kreuzburger Straße auf einer Ebene, während unter der Brücke die U-Bahn hindurchläuft. Über eine weitere Brücke werden Abzweiggeleise zum U-Bahn-Depot geführt, dessen Areal noch, mit 115.000 Kubikmeter Erdreich – Aushub aus dem Langwasser-Zentrum – aufgeschüttet werden muß.

Ein paar hundert Meter weiter wird in Reichweite der Türme der Paul-Gerhardt-Kirche eine Baustelle eingerichtet, die in Langwasser ihresgleichen sucht und nur vom kommenden Hafenbau übertroffen wird: der Startschuß für den Bau des Bahnhofes Breslauer Straße mit dem Omnibusbahnhof sowie für das Geschäftszentrum von Langwasser mit einem 36-geschossigen, über 100 Meter hohen Gebäude als Mittelpunkt steht bevor. Wegen des "Stiftzahns" vis-á-vis der "Troika" an der Reinerzer Straße muß übrigens der Schornstein des EWAG-Heizwerkes verlängert werden.

Unmittelbar daneben wurde bereits der 340 Meter lange Tunnel zwischen den Bahnhöfen Breslauer Straße und Gemeinschaftshaus in Angriff genommen. Die schweren Maschinen haben sich am westlichen Kopfende schon bis zur Sohle hinabgewühlt. Bis zum Dezember – so erklärt Oberbaurat Dipl.-Ing. Friedemann Müller von der U-Bahn-Abteilung des Tiefbauamtes – wird die Betonröhre abgedeckt und fertig sein.

Rechnungen und Pläne

Oberbaudirektor Karl Schaller, der Chef des Tiefbauamtes, hat errechnet, was das neue Verkehrsmittel bisher gekostet hat. Der erste Abschnitt von der Bauernfeindstraße bis zur Julius-Leber-Straße lastet nach dem U-Bahn-Vertrag mit 49,2 Millionen Mark auf der städtischen Kasse, die notwendigen Grundstückskäufe eingerechnet. Ausgegeben wurden bisher von Bund, Land und Gemeinde insgesamt 13.456.000 Mark, die Nebenarbeiten wie die Verlegung von Kanälen, Wasserleitungen und Kabel einbezogen.

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