7. März 1966: Maschinen liefen heiß

7.3.2016, 07:00 Uhr
7. März 1966: Maschinen liefen heiß

© Eißner

Ehe die Stadt- und Jugendmeister 1966 ermittelt sind, müssen sich die Teilnehmer noch drei Wochen gedulden. So lange dauert es nämlich, die Arbeiten zu korrigieren und die Urkunden auszustellen. Die außerordentlich hohe Teilnehmerzahl – überwiegend Schülerinnen zwischen 14 und 18 Jahren – beweist, welch große Bedeutung diesen beiden Disziplinen in kaufmännischen Betrieben, bei Behörden und in der Industrie zukommt. Deshalb wollten die Führungskräfte von morgen einmal ihre bisherigen Leistungen getestet wissen.

Das Gros der jungen Stenographie-Beflissenen strömte am Sonntagmorgen in hellen Scharen ins Schulhaus Reutersbrunnenstraße. Mit mehr oder weniger großem Lampenfieber füllten sie die Klassenzimmer und harrten auf die Diktate. Etwa 300 Mädchen – meist Schülerinnen der städtischen, staatlichen und privaten Schulen in Nürnberg, Fürth, Schwabach und Roth – versuchten es in den Geschwindigkeiten 80, 100, 120 und 140 Silben.

Eines der beiden Fünf-Minuten-Diktate, die kaufmännische Themen zum Inhalt hatten, mußte handschriftlich und – wenn eine „Eins“ herauskommen sollte – fehlerlos übertragen werden. In den höheren Geschwindigkeitsbereichen gab es natürlich weit schwierigere Texte: so ging es einmal um die Sozialpolitik in der EWG, ein andermal um finanzpolitische Probleme oder um Kindergeld-Bestimmungen.

Bereits am Samstag waren 300 Teilnehmer in vier verschiedenen Unterrichtsräumen der Stadt zum Wettkampf auf der Schreibmaschine angetreten. Die meisten schrieben in der Grundklasse, in der die geringsten Anforderungen gestellt werden. Trotzdem mußten sie flott in die Tasten greifen: zehn Minuten lang waren mindestens 150 Anschläge in der Minute zu erreichen. In der Praktikerklasse wurden über 300, in der Meisterklasse sogar über 400 Anschläge verlangt. Die Distanz: 20 beziehungsweise 30 Minuten. In allen Klassen war als weitere Aufgabe die formgerechte Gestaltung eines Briefes gestellt worden. Die vier Damen, die sich um den Meistertitel beworben haben, legten eine tolles Tempo vor. Die Schreibmaschinen ratterten wie Maschinengewehre.

Das Ergebnis des Mammutschreibens steht noch nicht fest, denn zunächst müssen sich die „Herren Lehrer“ an die Arbeit machen. Das wird eine erkleckliche Aufgabe für den 1. Vorsitzenden des Horts, Wilhelm Müller, und seine Helfer sein.

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