7. November 1965: Von Tokio nach Tokio

7.11.2015, 09:18 Uhr
7. November 1965: Von Tokio nach Tokio

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Auf seiner „Tour de Monde“ hat er nun in Nürnberg Station gemacht. In der Jugendherberge auf der Burg schläft er und tagsüber fährt er mit seinem Rad von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Der junge Weltenbummler will ein paar Tage in Nürnberg bleiben, weil „die Stadtmauer sehr schön und alt“ ist.

An einem Tag im März 1964 schwang sich der damals 19jährige durchtrainierte Radrennfahrer und Student der Geographie auf den Sattel seines Drahtesels und trat in die Pedale. Das erste Abenteuer hatte er schon nach einigen Wochen zu bestehen. In Südvietnam geriet er in einen Bombenhagel, kam aber heil davon. Er fuhr weiter durch Indien und überquerte den Indischen Ozean. In Äthiopien landete er und durchforschte den Schwarzen Erdteil. Über die Meerenge von Gibraltar gelangte er nach Europa.

In vielen Wochen strampelte er sich bis nach Skandinavien hinauf und von dort aus nach Moskau. Auf dem Roten Platz ließ er sich mit russischen Mädchen photographieren und dann beugte er sich wieder über seinen Lenker. Er fuhr retour. 150 Kilometer am Tag. „Das macht mir nichts aus“, sagt der Weltenbummler, „ich bin es gewöhnt“. Nicht umsonst ist er im „Land der aufgehenden Sonne“ ein bekannter Rennfahrer mit mehreren Titeln. Takafumi Ogasawara ist zwar erst 20 Jahre alt, aber er hat mehr gesehen, als die allermeisten Menschen. Die Strapazen haben sich für ihn gelohnt. Zehn Sprachen hat er sich mittlerweile angeeignet, zwar nicht fließend, aber er kann sich verständigen. „Französisch habe ich von einem sehr netten Mädchen aus Paris gelernt“, gesteht er.

Sein nächstes Ziel ist München und von dort aus will er an die Atlantikküste. „Dann nehme ich Arbeit auf einem Schiff an und fahre nach Amerika.“ Ein Jahr lang will er den Kontinent bereisen. Bliebe also noch ein Erdteil: Australien. Dafür aber nimmt er sich erst später Zeit. Von Amerika aus will er nämlich wieder nach Hause. „Ich muß weiterstudieren“, sagt er. Außerdem geht ihm allmählich das Geld aus. 500 Dollar hatte er bei seinem Start in Tokio bei sich, mindestens ebensoviel verdiente er sich auf seiner Reise dazu. „Ich habe immer wieder gearbeitet.“ Der Schweiß brachte ihm Zinsen.

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